Poker-Betrüger auf der Flucht

Die bei der Poker-EM in Baden betrogenen Profis ermitteln jetzt auf eigene Faust. Der Hauptverdächtige hat sich nach Katar abgesetzt.

Ob es am Ende eine Verhaftung und Verurteilung im Falle des Ende Oktober bei der Poker-EM in Baden aufgeflogenen riesigen Millionenbetrugs geben wird, ist noch immer offen. Der Hauptverdächtige Maximilian A., der seinen Gegnern Schadensprogramme (Trojaner) mit einem USB-Stick heimlich auf die Computer gespielt und so in die Karten geschaut haben soll, ist jedenfalls untergetaucht. Der gebürtige Münchner und Sohn eines dort etablierten Gebrauchtwagenhändlers hat sich vorerst einmal nach Katar abgesetzt. "Ich habe große Probleme", kündigte A. auf seiner Facebookseite lapidar an und verwies auf Berichte zu seinem Fall.

Insgesamt soll die Schadenssumme einen knapp zweistelligen Millionenbereich ausmachen, heißt es in der Pokerszene. Prominente Profis aus Österreich, England, Schweiz, Deutschland und den Niederlanden sind unter den Opfern des mutmaßlichen Großbetrugs und ermitteln derzeit selbst: "Wir sammeln gerade Beweise und versuchen, die Geschichte bestmöglich zu strukturieren, weil uns bewusst ist, dass es für einen nicht fachkenntlichen Polizisten sehr schwer sein wird, die Geschichte nachzuvollziehen", berichtet eines der Opfer dem KURIER.

Nach Abschluss der eigenen Untersuchungen wird in London Anzeige erstattet und diese dann auch nach Österreich weitergeleitet, heißt es. Die Badener Stadtpolizei wartet inzwischen noch auf die Untersuchungen von drei PCs im Landeskriminalamt. Wie berichtet, waren zwei Pokerspieler (ein Wiener und ein Schweizer) bei Maximilian A. als Rollkommando im Hotel aufgetaucht und hatten ihn mehr oder weniger zu einem Geständnis - aufgezeichnet auf dem Handy - gezwungen. Dieses hatte er dann in den Morgenstunden bei den Badener Beamten widerrufen. Deshalb wurde er nur auf freiem Fuß angezeigt.

Trojaner

Auf seine Spur kamen die Pokerspieler, weil sie den Trojaner von einem Fachmann untersuchen ließen und so merkten, dass ihre Karten an die Internetadresse von A. weitergeleitet werden. Sollte dieser Trojaner auf den beschlagnahmten Computern gefunden werden, wird die Sache an das Bundeskriminalamt übergeben. "Die rechtliche Lage ist allerdings sehr schwierig. Der mutmaßliche Täter lebt in London, die Opfer sind in halb Europa verstreut", erklärt Oberst Walter Santin. Ob Österreich dafür zuständig ist, muss dann geklärt werden.

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