Pilz und Fellner stritten vor Gericht

Inseraten-Affäre: Der Grünen-Mandatar und der Zeitungsmacher trafen sich im Wiener Handelsgericht statt im U-Ausschuss.

Ein unerfüllter Wunsch, den Peter Pilz im Untersuchungsausschuss stets hegte, wurde ihm gestern im Wiener Handelsgericht erfüllt: Wolfgang Fellner musste sich zur Vergabe von Inseraten seiner Zeitschriften äußern – und ein Richter hörte zu.

Der Zeitungsmacher hatte Pilz geklagt, weil dieser im Falter behauptete, Fellner habe mit ihm 1994  ein  bedenkliches Telefonat geführt. Er, Pilz, sei damals von Fellner angerufen worden, und dieser soll ihn als Bundessprecher der Grünen unter Druck gesetzt haben. Wie?

Indem er Pilz nahelegte, die Grünen sollten tunlichst in einem Fellner-Medium inserieren – dann müsse man sich über genehme Berichterstattung keine Sorgen mehr machen. Sagte zumindest Peter Pilz.

"Stimmt nicht", antwortete gestern im Zimmer 1912 des Justizzentrums Landstraße Wolfgang Fellner. Das kolportierte Telefonat habe es nie gegeben. Und weil das, was Pilz in dem Zeitungsinterview erzählt hat, schwer ruf- und kreditschädigend sei, brachte Fellner Klage ein.

Gütliche Einigung

Wer von den beiden bekam nun Recht?  

Paradoxerweise keiner. Da es über das  18 Jahre in der Vergangenheit liegende  Gespräch weder Aufzeichnungen noch Akten-Notizen gibt, steht Aussage gegen Aussage, Erinnerung gegen Erinnerung – reichlich wenig Substanz für ein solides Urteil.

Der Richter machte deshalb den Vorschlag, man möge sich doch gütlich einigen – so können beide Parteien ihr Gesicht wahren. Und so geschah es auch: Man kam protokollarisch überein, dass man einfach nicht einer Meinung  ist: Pilz gestand Fellner zu, dieser habe ihn nie erpresst  –  und damit auch keine strafbare Handlung gesetzt. Und Fellner verzichtete darauf, dass Pilz den Wahrheitsbeweis über ein 18 Jahre zurückliegendes Telefonat antritt.

Also gab’s das Gespräch doch nicht? "Selbstverständlich gab es das ", sagte Pilz   zum KURIER. "Fellner hat damals gesagt, er erwartet sich von den Grünen Inserate in einer bestimmten Höhe – dann gibt es umfassende Berichterstattung." Er, Pilz, habe sich unter Druck gesetzt gefühlt. "Und ich war nicht der Einzige." Den Grünen-Chefs Alexander Van der Bellen und Christoph Chorherr sei es ähnlich ergangen. "Und selbst in der SPÖ hat beispielsweise Kanzler Werner Faymann entsprechende Erfahrungen gemacht."

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