Obama will Welle der Gewalt eindämmen

Obama will Welle der Gewalt eindämmen
Nach dem Attentat auf eine Sikh-Gemeinde und dem "Batman-Massaker" fordert der US-Präsident ein Umdenken.

Sadwant Singh Kaleka hatte keine Chance, als er sich am Sonntag mit einem stumpfen Zeremonienmesser in der Hand dem Todesschützen im Sikh-Tempel von Oak Creek, Wisconsin, entgegenstellte – doch der Gemeindevorsitzende rettete viele Leben. Denn während der 65-Jährige im Kugelhagel des früheren Soldaten Wade Michael Page starb, konnten sich Frauen und Kinder in Sicherheit bringen. "Er war ein Held durch und durch", würdigte Kalekas Sohn Amardeep am Dienstag seinen Vater.

Während die Behörden bei der Suche nach dem Motiv für die Wahnsinnstat immer tiefer in ein rechtsradikales Milieu voller Rassenhass und weißer Überlegenheitsfantasien vorstoßen, lässt ein weiterer Vorfall im Bundesstaat Missouri aufhorchen: Dort brannte in der Stadt Joplin eine Moschee vollständig aus. Am 4. Juli, dem US-Unabhängigkeitstag war eine Brandanschlag auf das muslimische Gotteshaus gescheitert, diesmal wurde es von dem Täter in Schutt und Asche gelegt. Für die Gemeinde besteht kein Zweifel daran, dass die Tat rassistisch oder anti-islamisch motiviert war.

Hass auf Muslime könnte auch der Beweggrund des Attentäters von Oak Creek gewesen sein. Wegen ihres Turbans werden Sikhs häufig für radikal-islamische Taliban gehalten. Seit den Terroranschlägen des 11. September 2001 waren Mitglieder der etwa 500.000 Personen starken Sikh-Gemeinschaft in den USA immer wieder Anfeindungen ausgesetzt. Und Wade Michael Page soll ein 9/11-Tattoo getragen haben.

Neonazi-Punker

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Der kahl geschorene 40-Jährige hatte bis 1998 für die US-Armee gearbeitet. Er war als Raketentechniker tätig, ehe er – angeblich wegen Alkoholproblemen – entlassen wurde. Danach landete er eine Zeit lang auf der Straße und radikalisierte sich. 2005 gründete er die Neo­nazi-Punkband "End Apathy" (Schluss mit der Apathie) an und trat auf einschlägigen Festivals auf. Auf seinen Oberarm ließ Page sich unteren anderem das Keltenkreuz tätowieren; er trieb sich in extremistischen Internet-Foren herum; für ein Facebook-Foto posierte er vor einer Hakenkreuz-Fahne. "Er redete vom Heiligen Rassenkrieg, als würde er ihn herbeisehnen", erinnert sich eine Ex-Kamerad.

Unter dem Eindruck der sechs Toten im Sikh-Tempel, aber auch der zwölf Opfer des "Batman"-Killers in Colorado rief Präsident Barack Obama die US-Bürger auf, in sich zu gehen. Solche "schrecklichen, tragischen Vorfälle" ereigneten sich viel zu häufig. Es müssten neue Wege zur Eindämmung der Gewalt gefunden werden. Dazu will Obama Politiker, Polizei und Religionsführer zusammenbringen. Trotz der jüngsten Amokläufe lehnen die Amerikaner aber eine Verschärfung der Waffengesetze ab.

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