Nudelsieb-Aktion "nicht nur Spaß"

Nudelsieb-Aktion "nicht nur Spaß"
Die Aktion des bekennenden Atheisten Niko Alm stieß international auf breites Interesse. Am Donnerstag erläuterte er die Hintergründe.

Der Wiener Niko Alm, dem ein Führerschein mit Nudelsieb auf dem Foto als "religiöse Kopfbedeckung" genehmigt worden war, hat am Donnerstag den eigentlichen Hintergrund seiner Aktion erläutert. "Das Ganze ist nicht nur Spaß", sagte er in einer Pressekonferenz. Tatsächlich sieht er in den angeblichen Ausnahmen für Angehörige von Religionsgemeinschaften ein "kleines Privileg" für Kirchen in Österreich.

Alm, der auch Sprecher des Volksbegehrens gegen "Kirchenprivilegien" ist, war 2008 ein Folder des Verkehrsministeriums in die Hände gefallen, der Kopfbedeckungen auf Führerscheinfotos untersagte - außer für Angehörige von Religionsgemeinschaften. Also gab er sich als Anhänger der satirischen Religion des "Pastafarianismus" aus, ließ sich mit einem Nudelsieb auf dem Kopf ablichten und stellte einen Antrag auf einen Scheckkartenführerschein.

Die Behörden untersagten zuerst das Foto und schickten Alm stattdessen zum Amtsarzt, der ihm aber Fahrtüchtigkeit bestätigte. "Ich bin wahrscheinlich einer der wenigen Österreicher, denen ausdrücklich bescheinigt wurde, psychisch gesund zu sein." Der Unternehmer fragt sich nun, ob etwa Kardinal Christoph Schönborn, eine Nonne oder eine Muslima ebenso zum Amtsarzt geschickt würden, wenn diese eine geistliche Kopfbedeckung auf dem Führerscheinfoto tragen.

Genehmigung bereits 2009

Es folgte eine Vorladung zur Verkehrsbehörde, der Alm allerdings nicht nachkam. Genehmigt wurde der Führerschein - samt Nudelsieb auf dem Haupt - dann zwar schon im April 2009, Alm sei allerdings nie verständigt worden, sagte er. "Man war offenbar der Meinung, ich hätte eine Holschuld."

Mit dem internationalen Interesse an dem Führerschein hatte Alm allerdings nicht gerechnet. Internationale Medien belagern seitdem den Wiener, die Interviewanfragen aus aller Welt kann er laut eigener Aussage kaum mehr bewältigen: BBC, CNN, das deutsche Nachrichtenmagazin "Spiegel", "Bild", "FAZ" und "Süddeutsche Zeitung" sind wenige von vielen Medien, die mit Alm sprechen wollen. Auch im sozialen Netzwerk facebook entstand ein regelrechter Hype, etliche Benutzer setzten sich für ihr Profilbild ebenfalls ein Nudelsieb auf.

"Religion ist Privatsache"

Medienliebling Alm - selbst bekennender Atheist und ständig im Einsatz für die Trennung von Kirche und Staat - verwies allerdings auch auf den für ihn wichtigen Hintergrund der Aktion. Dass nämlich nach wie vor staatliche Ausnahmegenehmigungen für Religionsgemeinschaften gelten würden. "Wir sind jetzt im 21. Jahrhundert und man könnte sich erwarten, dass die Republik Österreich nicht weitere Buckeleien vor der Kirche verrichtet. Wir wollen Laizität in diesem Land und wir sind der Meinung, dass Religion Privatsache ist."

Bekämpfen will Alm derartige "Privilegien" unter anderem mit dem Kirchenvolksbegehren, für das derzeit Unterstützungserklärungen gesammelt werden. Die notwendigen rund 8000 Unterschriften werde man sicher erreichen, meint Alm. "Wir sind gut unterwegs." Aber auch an der weiteren Anerkennung des "Pastafarianismus" - dessen Anhänger huldigen dem "Fliegenden Spaghetti-Monster" - arbeite man. So will Alm die Spaß-Religion als eingetragene Bekenntnisgemeinschaft anmelden, danach als gesetzlich anerkannte Kirche - samt eigenen Kindergärten, Fakultäten auf Unis, Friedhöfen und rechtlichen Vorteilen: "Wenn jemand ein böses Wort über uns sagt, kann er strafrechtlich belangt werden."

Fix ist, dass Niko Alm erste Nachahmer findet. Beim Foto mit dem Nudelsieb am Kopf geht es um den Spaßfaktor. Haben Sie für Ihr neues Führerschein-Foto auch schon zur Kamera gegriffen? Dann schicken Sie uns Ihr persönliches Nudelsieb-Bild an newsroom@kurier.at.

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