Nigeria: Neue Anschläge auf Christen

Nigeria: Neue Anschläge auf Christen
Die islamistische Sekte Boko-Haram will in ganz Nigeria die Scharia einführen, der Präsident versucht einen Generalstreik zu verhindern.

Die islamistische Sekte Boko Haram hat ihre Anschlagsserie im Norden Nigerias fortgesetzt. Mindestens 15 Menschen wurden am Wochenende bei Angriffen auf eine Kirche, einen Schönheitssalon und zwei Banken getötet, wie die Polizei mitteilte.

Der blutigste Angriff war der auf eine Kirche in der Stadt Yola im östlichen Bundesstaat Adamawa. Mindestens acht Gläubige wurden dabei nach Angaben der Polizei getötet. In einem benachbarten Schönheitssalon seien drei weitere Menschen ums Leben gekommen.

Drei schwarz gekleidete Kämpfer hätten das Lokal gestürmt und das Feuer auf Kunden eröffnet, sagte der Salon-Besitzer. Während des Angriffs riefen die Bewaffneten den Angaben zufolge immer wieder "Gott ist groß, Gott ist groß."

40 Tote

In der Stadt Potiskum im nördlichen Bundesstaat Yobe setzten Bewaffnete nach Angaben der Polizei zwei Banken in Brand. Bei einer anschließenden Schießerei mit den Sicherheitskräften seien mindestens zwei Menschen getötet worden.

Später am Tag erschossen Bewaffnete nach Angaben der Polizei zwei christliche Studenten der Universität von Maiduguri. Die Stadt im Nordosten des Landes gilt als Hochburg der Boko Haram.

Mit den jüngsten Angriffen stieg die Zahl der überwiegend christlichen Opfer auf mehr als 40 allein in den vergangenen drei Tagen. Hunderte nigerianische Christen sind vor Angriffen militanter Islamisten im Nordosten des Landes auf der Flucht. Nach dem Ablauf eines Ultimatums der radikalen Sekte Boko Haram machten sich die Flüchtlinge am Samstag auf den Weg in den Süden des Landes, sagten Anrainer und ein Mitarbeiter des Roten Kreuzes.

Ein Sprecher der fundamentalistischen Sekte Boko Haram verwies in einem Anruf bei der Nachrichtenagentur AFP darauf, dass ein Ultimatum an die Christen zum Verlassen des Nordens abgelaufen sei. Die militanten Islamisten wollen in ganz Nigeria das islamische Rechtssystem, die Scharia, einführen.

 

Maßnahmen zur Selbstverteidigung

Vertreter der Christen des Landes kündigten am Samstag nun Maßnahmen zur Selbstverteidigung an. Der Geistliche Ayo Oritsejafor von der Christlichen Gesellschaft Nigerias sagte in der Hauptstadt Abuja, "wir haben entschieden, Wege auszuarbeiten, wie wir uns selbst schützen können".

Nach besonders verheerenden Anschlägen auf Kirchen am Weihnachtstag hatte der nigerianische Präsident Goodluck Jonathan am Silvestertag den Ausnahmezustand über Teile des Landes verhängt. Auch der Bundesstaat Adamawa verhängte am Samstag nach den Anschlägen eine 24-stündige Ausgangssperre.

Nigeria mit seinen 150 Millionen Einwohner ist zwischen dem muslimisch geprägten Norden und dem christlichen Süden geteilt. In mehreren Bundesstaaten des Nordens wird, obwohl dem rechtsstaatlichen Zentralstaat zugehörige, religiöses Recht nach der Scharia gesprochen. Bei dem religiös motivierten Konflikt sind in den vergangenen Jahren schon tausende Menschen getötet worden.

Die Initiative Liberaler Muslime Österreich (ILMÖ) verurteilte in einer Aussendung die Christenverfolgung und die "systematische Ermordung, Verfolgung und Vertreibung sowie existenzielle Bedrohung der Christen in Nigeria durch die radikale islamistische Sekte Boko Haram". Boko Haram arbeite bei der Durchführung ihrer Ziele und Säuberungen in Nigeria mit Al-Kaida zusammen. Die ILMÖ verlangt einen wirksamen Schutz für die Christen in Nigeria.

Generalstreik

Das Land wird aber auch von anderen Krisen erschüttert. Präsident Jonathan unternahm am Samstagabend einen letzten Versuch, einen Generalstreik zu verhindern. Er kündigte in einer Fernsehansprache demonstrativ eine Kürzung der Gehälter aller Politiker in Staatsämtern und aller Spitzenbeamten um 25 Prozent an.

Er verteidigte seinen strikten Sparkurs, der in der vergangenen Woche zu heftigen Protesten und gewalttätigen Demonstrationen geführt hatte. Der Präsident appellierte an die Bürger, den inneren Frieden in dem bevölkerungsreichsten Staat Afrikas zu bewahren.

Der nigerianische Gewerkschaftsverband hat wegen der Entscheidung des Präsidenten, alle Benzinsubventionen abzuschaffen, ab Montag zu einem Generalstreik aufgerufen. Die Verdoppelung der Benzinpreise hatte zu zahlreichen sozialen Protesten geführt. Nigeria ist zwar der ölreichste Staat Afrikas, aber trotz sprudelnder Einnahmen seit vielen Jahren lebt die Mehrheit der Bevölkerung in großer Armut.

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