Neue DNA-Spuren an Uwe Barschels Kleidern
An den Kleidungsstücken, die der frühere Ministerpräsident von Schleswig-Holstein in der Nacht seines Todes trug, wurden jetzt gut erhaltene DNA-Spuren eines Unbekannten entdeckt. Am 11. Oktober 1987 wurde Uwe Barschel tot in der Badewanne seines Zimmers 317 im Luxushotel Beau Rivage in Genf gefunden. Bis heute rätseln die Ermittler, wie er starb. In seinem Blut wurde ein tödlicher Medikamentencocktail nachgewiesen, den er sich aber nach der Meinung vieler unmöglich selbst eingeflößt haben konnte. Barschel, der nach einer Bespitzelungsaffäre zurücktreten musste, habe angeblich über illegale Waffengeschäfte Bescheid gewusst, und sollte deshalb zum Schweigen gebracht werden.
Die Vertreter der Mordtheorie, darunter der frühere CDU-Landtagsabgeordnete Werner Kalinka, hatten die Lübecker Staatsanwaltschaft aufgefordert, Barschels Kleidung auf genetische Spuren zu untersuchen – mit den heute bekannten, modernen Methoden. Auf Antrag von Barschels Witwe Freya wurde im Vorjahr festgestellt, dass ein Haar, das im Hotelzimmer gefunden worden war, nicht mehr bei den Asservaten war, sondern abhanden gekommen ist. Der langjährige Chefermittler Heinrich Wille hat erst vor wenigen Monaten in seinem Buch "Ein Mord, der keiner sein durfte", über gezielte Indiskretionen, Verfahrenstricks und sonstige Schikanen seitens der Justiz berichtet.
Laut Welt am Sonntag gibt es auch heute wenig Interesse, den Fall neu aufzurollen. Die Staatsanwaltschaft Lübeck hat mitgeteilt, die neue Spur nicht weiter verfolgen zu wollen. " Prozessrechtlich können wir beim gegenwärtigen Stand der Dinge nichts weiter unternehmen," sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Thomas-Michael Hoffmann. Das Wahrscheinlichste sei ohnehin, "dass Uwe Barschel Selbstmord begangen hat". Werner Kalinka wundert diese Aussage nicht: "Es drängt sich geradezu die Frage auf, ob an bestimmten Ermittlungen kein oder nur wenig Interesse besteht."
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