Nazi-Verbrecher Demjanjuk ist tot
Der als Nazi-Verbrecher verurteilte, ehemalige KZ-Wärter John Demjanjuk (91) ist tot. Er starb in einem Seniorenheim in Bad Feilnbach bei Rosenheim in Bayern. Der gebürtige Ukrainer war im Mai 2011 wegen Beihilfe zum Mord an mindestens 28.060 Juden im Vernichtungslager Sobibor zu fünf Jahren Haft verurteilt worden.
Das Urteil war aber noch nicht rechtskräftig. Sowohl Staatsanwaltschaft als auch Verteidigung hatten Revision eingelegt. Deshalb hatte das Gericht, auch mit Blick auf das hohe Alter des staatenlosen Demjanjuk, den Haftbefehl aus Gründen der Verhältnismäßigkeit aufgehoben. Demjanjuk war einer der letzten Nazi-Verbrecher, die für ihre Taten zur Verantwortung gezogen wurden.
In einem zähen Indizienprozess hatte das Münchner Landgericht eineinhalb Jahre um Wahrheit und Gerechtigkeit gerungen. Wegen Demjanjuks angeschlagener Gesundheit durfte nur zweimal 90 Minuten pro Tag verhandelt werden, eine Reihe Prozesstage platzen, weil es dem Angeklagten zu schlecht ging. Im Prozess schwieg er beharrlich zu den Vorwürfen. Am Ende aber war für die Richter erwiesen: Demjanjuk war Teil der Tötungsmaschinerie von Sobibor und hätte die Möglichkeit zur Flucht gehabt. Demjanjuks Anwälte hatten hingegen stets argumentiert, es sei nicht einmal erwiesen, dass der Angeklagte je in Sobibor war. Und selbst wenn: Ihm sei keine einzige konkrete Tat nachzuweisen. Auch an der Situation der nicht-deutschen Wachmänner blieben viele Zweifel. Historiker sind skeptisch, ob diese Männer, die als Kriegsgefangene der Nazis auf das Angebot zur Kollaboration eingingen, wirklich ohne Gefahr für ihr Leben hätten fliehen können.
Fünf Jahre in der Todeszelle
Nach dem Krieg meldete sich Demjanjuk als sogenannte "Displaced Person" und damit praktisch als Nazi-Opfer. 1952 konnte er mit seiner gerade gegründeten Familie in die USA ausreisen. Seine mögliche NS-Vergangenheit wurde nicht bekannt, obwohl er in den Ausreisepapieren als früheren Aufenthaltsort unter anderem "Sobibor" angab. In den USA wechselte er den Vornamen von Iwan auf John und arbeitete als Automechaniker.
Jahrzehnte später kam der Verdacht auf, Demjanjuk könnte "Iwan der Schreckliche" des Vernichtungslagers Treblinka gewesen sein. 1986 wurde er an Israel ausgeliefert und 1988 wegen der Beihilfe zum Mord an mehr als 800.000 Juden zum Tode verurteilt. Fünf Jahre saß er in der Todeszelle - 1993 hob das Oberste Gericht Israels das Urteil auf. Die Richter zweifelten, ob er wirklich "Iwan der Schreckliche" war. Er kehrte zu seiner Familie in Seven Hills im US-Bundesstaat Ohio zurück.
Doch unerwartet nahm die Zentralstelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen den Fall wieder auf. Im Mai 2009 wurde Demjanjuk nach Deutschland abgeschoben.
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