Mutterschaft: Eine ganz besondere Liebe
Anna ist frischgebackene Mutter. Sie freut sich über die Geburt ihres Kindes. Doch eine grundlegende Frage beschäftigt sie: Gibt es einen "Fahrplan", um eine gute Mutter zu werden?
"Das Muttersein ist immer sehr stark mit der eigenen Biografie verbunden. Das sollten sich junge Mamas bewusst machen", sagt Lieselotte Ahnert vom Institut für Angewandte Entwicklungspsychologie an der Uni Wien. Es bestehe in der Erziehung immer die Tendenz: "So wie die eigene Mutter mit mir umgegangen ist, so gehe ich auch mit meinem Kind um. War sie liebevoll, bin ich es auch, war sie kühl, bin ich es auch."
Doch gibt es die perfekte Mutter überhaupt? Und wenn ja, wie sieht sie aus? Lieselotte Ahnert beschäftigt sich mit dieser Frage in ihrem Buch "Wie viel Mutter braucht ein Kind?" Die Entwicklungspsychologin erzählt, dass sich viele Mütter die Frage stellen, wie sie das eigene Leben so neu organisieren, dass es sich an die Bedürfnisse des Kindes anpassen lässt. "Die eigentliche Frage sollte aber weniger sein, wie man das Leben mit Kind organisiert, sondern eher, wie die Erziehung aussehen muss, dass man als Mutter den Bedürfnissen des Kindes bestmöglich gerecht wird", erklärt die Expertin.
"Eine gute Mutter kann sich in das Kind hineinversetzen und sich vorstellen, was der nächste Entwicklungsschritt des Sohnes oder der Tochter ist. Eine schlechte Mutter geht davon aus, dass das Kind sich das nimmt, was es braucht - das stimmt aber nicht für alle Bereiche. Gehen lernt ein Kind von alleine. Wie ein Bub oder ein Mädchen mit seinen Gefühlen umgeht, lernt es nicht von alleine. Da muss die Mutter unterstützend fördern."
Damit ein junger Mensch sich gut entwickeln kann, "benötigt er einen Fixplatz, an dem er sich gut aufgehoben fühlt und weiß, dass es dort immer Rückhalt gibt", sagt Ahnert. "Mütter sollten ihrem Kind ein zuverlässiges und Hilfe gebendes Betreuungsumfeld bieten", erläutert KURIER-Familycoach Martina Leibovici-Mühlberger. Das Kind braucht Liebe und Wärme. Aber die Mutter muss auch mit gewisser Konsequenz Regeln setzen. "Es hat keinen Sinn, mit böser Miene stur Regeln einzufordern", sagt Ahnert. Sie rät, zu den Grenzen zu stehen, die einmal vereinbart wurden.
Beruf und Kind
Eine soziologische Studie aus den USA, die noch nicht veröffentlicht wurde, aber bereits Aufsehen erregt, zeigt Interessantes (und durchaus Beruhigendes) zum Thema Mutter-Kind-Beziehung. Verglichen wurde das psychische Wohlbefinden von Hausfrauen und berufstätigen Müttern. Demnach sind Karrierefrauen nicht zwangsläufig gestresster von ihrer Mutterrolle als Hausfrauen. In der Regel neigen berufstätige Mütter sogar weniger zu Depressionen. Der Grund: "Eine arbeitende Frau muss mehrere Aufgaben gleichzeitig erfüllen: Job, Kind und Haushalt. Alle drei auf einmal kann niemand perfekt erledigen.
Deshalb sind diese Frauen oft gelassener, wenn irgend etwas nicht so klappt", erläutert Ahnert die Studienergebnisse. "Anders ist das bei der Mutter, die zu Hause ist. Das Kind ist oft ihre einziges Aufgabe. Gelingt das ,Projekt Kind' nicht so, wie sich die Mutter das vorgestellt hat, ist sie frustriert."
Gelassen
Dabei rät Ahnert Müttern gelassen zu bleiben: "Sie müssen nicht perfekt sein, es reicht, wenn sie hinreichend gut sind." Wer immer noch die passende Lösung sucht, den Spagat zwischen Beruf und Familie hinzukriegen, "kann sich auch an Elternberater wenden", schlägt Leibovici vor. Lösungen sind individuell - denn: "Bei der Definition einer guten Mutter gibt es keine Norm", weiß Ahnert. Also gibt es auch keinen 08/15-Fahrplan, um eine gute Mutter zu werden? "Sie weiß, was ihrem Kind, aber auch ihr selbst guttut", meint Ahnert. Es braucht viel Energie, um ein Kind großzuziehen und alle Bedürfnisse zu verstehen. Frauen können deshalb nur gute Mütter sein, wenn sie sich zugleich auch um ihr eigenes Wohlbefinden kümmern.
KURIER-Familycoach-Telefonsprechstunde:
Montag, 13 bis 15 Uhr, 01/526 57 60
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