Merkels Dilemma mit dem Kandidaten Gauck

Merkels Dilemma mit dem Kandidaten Gauck
Angela Merkel hatte bereits Christian Wulff als Kandidaten unterstützt.

Dieser Sonntag war einer der hektischsten für die Krisen-gewohnte Kanzlerin: Der Nachfolger für den am Freitag wegen der Korruptionsermittlungen zurückgetretenen deutschen Bundespräsidenten Christian Wulff fand sich nicht so leicht wie erhofft. Nicht nur der gesuchte Konsens mit der Opposition wurde schwer: Ihr Regierungspartner FDP sorgte für eine veritable Koalitionskrise.

Schon SPD und Grüne hatten seit Wulffs Rücktritt fast ultimativ für Joachim Gauck plädiert. Er war ihr Kandidat schon bei der vergangenen Bundespräsidentenwahl gewesen. Auch da war Gauck bereits der Liebling der Medien gewesen und im Volk angesehener als jeder andere Kandidat, Wulff eingeschlossen.

Das hat sich seither noch verstärkt: In einer Blitzumfrage für Bild am Sonntag ermittelte das Emnid-Institut 54 Prozent Zuspruch für Gauck, weit vor allen anderen Namen.  Obwohl die Opposition anfangs nur Vertraulichkeit zur Bedingung gemacht hatte, stellten SPD und Grüne danach genüsslich immer neue Bedingungen, die Merkels Auswahl einengten. Zuletzt drohten sie explizit mit einem Gegenkandidaten.

Das sollte Merkels Dilemma vergrößern und tat es auch. Wirklich dramatisch wurde die Lage ab Nachmittag: Da präsentierte das FDP-Präsidium der Kanzlerin ihr das einstimmige „Meinungsbild“ für Gauck, worauf die Präsidien von CDU und CSU eine einhellige Ablehnung fixierten, er sei der Basis als früherer Kandidat der SPD nciht zumutbar. Die Deutsche Presseagentur zitierte am Abend CDU-Präsidiumsmitglieder mit der Aussage von der „schwersten Koalitionatskrise bisher“. Lehnte sie den auch in ihrer Koalition beliebten Gauck noch einmal ab, handelte sie nicht nur gegen den erkennbaren Willen einer Mehrheit der Bürger. Vor allem setzte sie sich nun noch mehr dem Vorwurf aus, reine Machtspiele zu verfolgen. Das würde ihr derzeit hohes Ansehen als fast überparteiliche „Mutter der Nation“ beschädigen. Resignierte sie aber und stimmte Gauck zu, gäbe sie allseits sichtbar den Irrtum vom letzten Mal zu – und auch die Schwäche der Koalition, in der Bundesversammlung einen eigenen Kandidaten durchzusetzen.

Am Nachmittag legte sich dann noch das FDP-Präsidium in einem einstimmigen Beschluss auf Gauck fest, während hochrangige CDUler ihn noch entschiedener ablehnten als bisher. Damit drohte nun auch noch ein schwerer Krach in der Koalition.

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