Leistung lohnt sich in diesem System nicht
Leistung muss sich lohnen – klingt selbstverständlich, ist es aber in Österreich nicht. Die Steuern und Abgaben auf Arbeit haben derartige Dimensionen erreicht, dass man meinen müsste, in diesem Land gilt Arbeit als unanständig oder ungesund und muss daher bestraft werden. So wie Glücksspiel oder Alkohol.
Ein Eingangssteuersatz bei der Lohnsteuer von 36,5 Prozent ist absurd. In der nächsten Steuerstufe (43 Prozent) finden sich auch schon mehr als 1,3 Millionen Erwerbstätige. Und der Spitzensteuersatz trifft nicht nur die Generaldirektoren. In diese Kategorie kommt auch schnell ein Abteilungsleiter oder Selbstständiger. Zur Steuer addieren sich noch die Sozialversicherung und etliche weitere Abgaben. Bei einer Lohnerhöhung von vier Prozent bleiben dem Mitarbeiter zwei Prozent, das Unternehmen kostet’s sechs Prozent.
Dass der Mittelstand das System erhält, darüber muss wohl nicht mehr diskutiert werden. Die Forderung, dass auch die Reichen mehr beitragen sollen, hat nichts mit Neid zu tun. Stimmt schon, Geldvermögen sind mobil und eine Erbschaftssteuer auf größere Vermögen würde das gesamte Steueraufkommen nicht fett machen, doch im Sinne sozialer Gerechtigkeit sollte Finanzministerin Fekter diese Debatte nicht einfach verweigern. Der Mittelstand hat keine Stiftungen, die er in Steueroasen verlegen kann. Die Leistungsträger können nur ihre Leistung reduzieren. Wenn der Staat zu viel wegfrisst, wird sich der Ehrgeiz, die nächste Gehaltsstufe zu erklimmen oder um weitere Aufträge zu rennen, sehr in Grenzen halten. Leistungsverweigerung kann für Gesellschaft und Staat allerdings wesentlich problematischer werden als Reichen-Debatten, die von allen politischen Seiten ideologisch geführt werden.
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