Lebenslang für "Waldmenschen"

Lebenslang für "Waldmenschen"
Der 49-Jährige musste sich für einen Angriff, bei dem eine Prostituierte fast starb, verantworten. Er kann darüber nur lachen.

Mia wurde geschlagen, gewürgt, mit einem Bügeleisen verprügelt. "Der Messerstich in den Hals hatte dann aber so eine Intensität, dass er bis in die Wirbelsäule drang", schildert der Staatsanwalt.

Und der Angeklagte? Friedrich Osterbauer wippt desinteressiert mit dem Fuß. "Heut' kann ich lachen über so einen Blödsinn."

Keine Entschuldigung, kein Bedauern bekommen die Geschworenen am Dienstag in Graz zu hören. "Das lasst meine Ehre nicht zu, dass ich mich bei der entschuldige", sagt Osterbauer. "Für mich war's ein Spiel. Das Spiel ist danebengegangen. Soll ich jetzt traurig sein oder was?"

Als "instabilen und sehr gefährlichen Täter" beschreibt der Staatsanwalt den 49-Jährigen. Vor rund einem Jahr schien Osterbauer nicht zu gefährlich, um ihm Freigänge aus Graz-Karlau zu erlauben. Dort saß er seit fünf Jahren in Haft. "Jeden zweiten Tag" durfte er hinaus. Sogar das Messer, das er bei der Arbeit brauchte, konnte er mitnehmen.

Am 20. November 2010 rammte er es der bulgarischen Prostituierten Mia in den Hals. Danach flüchtete Osterbauer aus Graz und versteckte sich in einem Wald in Niederösterreich. Eine Woche später wurde der "Waldmensch" verhaftet.

"Geschäftsbeziehung" nennt Osterbauer sein Verhältnis zu Mia. "Vom ersten Tag an war klar, da gibt's ka Liebe." Der Ankläger sieht das anders. "Er hat ,Schatzi' zu ihr gesagt, war auf andere Kunden eifersüchtig."

Mia steht zitternd vor dem Gerichtssaal, wartet, bis Osterbauer aus dem Raum geführt wird. "Ich habe absolut keine Erklärung für das", sagt sie leise. "Ich hab' ihn nie beleidigt, mich nie schlecht benommen." Als Osterbauer begann, sie zu schlagen und zu würgen, habe sie sich "mit aller Kraft gewehrt. Ich habe gespürt, dass ich sterbe."

Unklares Motiv

Richter, Staatsanwalt und Verteidiger versuchen, ein Motiv zu fassen. Mia sagt, sie habe Osterbauer letztlich abgewiesen, weil er "sehr merkwürdig" geworden sei. "Ich weiß net, warum das passiert ist", sagt er. "Nach dem Sex hab' ich sie geschlagen. Ich weiß nicht, warum. Dann hat's zum Schreien angefangen. Ich wollt', dass sie ruhig ist."

Osterbauers Verteidiger versucht, auf Körperverletzung zu plädieren. Doch sein Mandant fällt ihm ins Wort. "Das ist doch scheißegal." Sein Schlusswort ist ebenso heftig. "Ich werde nur noch ein Jahr leben. (Die Begründung blieb er schuldig; Anm. ) In Folge dessen kann mich der Staatsanwalt am Arsch lecken. Mit mir könnts machen, was wollts."

Die Geschworenen befinden Osterbauer einstimmig für schuldig: lebenslang. Zudem wird er in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen. Osterbauer meldet Nichtigkeit und Berufung an. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

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