Lawinenunfall: Prinz Friso weiter in Lebensgefahr; Staatsanwalt ermittelt

Johan Friso, im Bild mit Frau Mabel und Töchtern Zaria (l.) and Luana, wurde von einer Lawine verschüttet.
Der niederländische Prinz schwebt weiterhin in Lebensgefahr. Die Staatsanwaltschaft Feldkirch nimmt Ermittlungen auf.
Lawinenunfall: Prinz Friso weiter in Lebensgefahr; Staatsanwalt ermittelt

Samstagvormittag in Lech. Unzählige Wintersportler bahnen sich – ihre Bretter geschultert – den Weg durch den Vorarlberger Nobelskiort, Autokolonnen wälzen sich durch das Dorf. Es scheint ein gewöhnlicher Februartag mitten in der Hochsaison.

Doch viele Kamerateams vor dem Fünf-Sterne-Luxushotel Post machen die Katastrophe vom Vortag deutlich. Wie berichtet, wurde am Freitag Prinz Friso, 43, der zweite Sohn von Königen Beatrix, bei einem Lawinenabgang im freien Skiraum im Bereich Litzen-Zugertobel verschüttet.

Die Retter, die den Prinzen geborgen haben, verrichteten am Samstag schon wieder Dienst. „Für uns war es ein Standard-Einsatz. Der Alarm ging um 12.15 Uhr ein und Stefan hat mich vor der Haustür aufgelesen“, erzählt Einsatzleiter und Flugretter Markus Amann vom Notarzthubschrauber Gallus 1.

Hotelier Florian Moosbrugger aus Lech, der Friso bereits von Kindesbeinen an kennt, hatte den Notruf abgesetzt. Er war mit den Prinzen im Gelände unterwegs. Im Gegensatz zu Friso war Moosbrugger mit Lawinenairbags unterwegs.

„Zwei Bergrettungskollegen waren mit einer Skigruppe in der Nähe unterwegs, als der Funkspruch kam. Sie haben sofort erste Suchmaßnahmen eingeleitet“, sagt Amann. „Wir konnten den Prinzen umgehend orten und binnen Minuten ausgraben.“ Der schockierte Freund, der sich weiter oben im Lawinenkegel befand, stieß zu den Rettern. „Sobald der Kopf des Schwerverletzten frei lag, hat der Notarzt mit der Versorgung begonnen“, erklärt Pilot Stefan Ganahl.

Besuch

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Während der Gallus 1 zum nächsten Einsatz eilt, rüsten sich die Fotografen vor dem Hotel. Kurz nach elf Uhr verlässt Königin Beatrix sichtlich gezeichnet ihre Unterkunft. Mabel Wissesmit, Frisos Ehefrau, hat schützend den Arm über ihre Schulter gelegt. Sie steigen in einen BMW mit abgedunkelten Scheiben und fahren im Konvoi in die Innsbrucker Klinik, wo sie von einer Journalistenschar bereits erwartet werden. Schwarz gekleidet, wortlos und sich gegenseitig Halt gebend, betreten sie das Gebäude.

Prinz Frisos Gesundheitszustand bleibt weiter Staatsgeheimnis: „Stabil, aber nicht außer Lebensgefahr“, lautet die offizielle Version. Der 43-Jährige wird auf der traumatologischen Intensivstation unter Direktor Norbert Mutz von Spezialisten verschiedenster Fachrichtungen betreut. Gerüchte wollte Klinik-Sprecher Johannes Schwamberger nicht kommentieren: Wie etwa, dass Friso am Abend einem Eingriff am Schädel unterzogen werden sollte. Dazu sollen Neurochirurgen an sein Krankenbett geeilt sein, um ihm eine Hirndrucksonde zu legen. Am Nachmittag hatten niederländische Medien berichtet, dass schon am Sonntag die Aufwachphase aus dem künstlichen Tiefschlaf eingeleitet werden könnte.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Körperverletzung und ob Dritte die Lawine ausgelöst haben. Michael Manhart von den Skiliften Lech meint: „Der Prinz war so oft in Lech, er weiß genau, was er macht.“

 

Betroffenheit nach Unglück im Nobel-Skiort Lech

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Herr Florian Moosbrugger ist nicht im Haus“, erklärt eine Mitarbeiterin des Hotels Post am Samstagnachmittag am Telefon. „Und zum Lawinenunglück geben wir keine Auskünfte“, beendet sie bestimmt das Gespräch.

Doch abgesehen vom Medienrummel vor dem Hotel, in dem die niederländische Königsfamilie traditionell residiert, nimmt der Alltag in Lech seinen gewohnten Lauf.

Sogar Prinzessin Maxima, die mit Thronfolger Willem-Alexander und den beiden Kindern in Lech weilt, ging mit den Kleinen am Morgen zum Skifahren. „Vermutlich wollen sie sich die Stelle anschauen, an der das Drama passierte“, mutmaßt ein Einheimischer.

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Auf einem kleinen Platz nahe des Hotels steht Josef Stöckler mit seinen Pferden Dora und Zimba. Seit 38 Jahren fährt der Lecher Gäste durch die Gegend – auch die Königsfamilie saß oft in seiner Kutsche. „Es ist tragisch, aber man hofft das Beste“, meint er betroffen. „Das ist eine so nette Familie. Als die Prinzen noch kleine Stöpsel waren, hab’ ich sie schon nach Zug kutschiert“, erinnert er sich.

Auf den Straßen und in den Lokalen wird nur leise über das Lawinenunglück gesprochen. „Natürlich weiß jeder, was passiert ist, aber die Gäste lassen sich kaum etwas anmerken“, erzählt ein Barkeeper, während er Familie Warnholtz aus Düsseldorf Getränke serviert. „Die Tragödie ist natürlich schlimm. Aber wer bei Lawinenstufe 4 im freien Skiraum unterwegs ist, trägt auch selbst die Schuld und bringt die Einsatzkräfte in Gefahr“, betont Vater Thomas.

Zur Person: Skandalprinz ohne Thron

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Prinz Friso ist 43 Jahre alt und der zweite Sohn der seit 1980 regierenden Königin Beatrix. Dennoch wird Johan Friso Bernhard Christiaan David von Oranien-Nassau von Amsberg, wie er mit vollem Namen heißt, niemals den Thron besteigen. Denn er heiratete 2004 die nicht standesgemäße Mabel Wisse Smit. Dieser wird ein früheres Verhältnis mit einer (später getöteten) Unterweltler nachgesagt. Seither verzichtet er auf seinen Vornamen Johan und meidet öffentliche Auftritte. Er gehört nicht mehr offiziell zum Königshaus. Der flugzeugbegeisterte Prinz arbeitete als Raumfahrt-Direktor und war Vizepräsident bei der Bank Goldman Sachs. Seit 2011 ist er für ein Nukleartechnologieunternehmen tätig. Er lebt mit Frau und den Töchtern Luana und Zaria in London.

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