L'Oreal-Erbin soll entmündigt werden
Für die L'Oreal-Konzernführung ist das Treiben der exaltierten, alten Dame, die noch immer im Aufsichtsrat sitzt, kein Spaß mehr. Als bekannt wurde, dass die 88-jährige Liliane Bettencourt 143 Millionen Euro in ein Onlinepoker-Portal investiert hat, ging der Streit zwischen Mutter und Tochter nach einem kurzen Friedensprozess von einem halben Jahr von Neuem los. Denn wie es scheint, vertritt Bettencourts Anwalt und Vermögensverwalter auch die Interessen des Portalbetreibers. Der Anwalt soll für seine Dienste von Bettencourt monatlich 200.000 € kassieren. Am Montag soll ein französisches Gericht entscheiden, ob die alte Dame noch geschäftsfähig ist.
Seit dem Tod ihres Mannes vor vier Jahren hat sie mindestens eine Milliarde ihres auf 16 Milliarden Euro geschätzten Vermögens in einen jugendlichen Verehrer und Fotografen investiert. Ihr damaliger Vermögensverwalter Patrice de Maistre bat um einen einstelligen Millionenbetrag, zahlbar auf ein Schweizer Konto, um sich eine größere Yacht zu kaufen.
Kein Überblick
Die Vereinigung der Kleinaktionäre, Appac, fordert den freiwilligen Rückzug der alten Dame. "Ich respektiere sie, aber hier geht es um die Zukunft von L'Oreal, seine Aktionäre und seiner Mitarbeiter. In ihrem Alter ist sie wirklich nicht mehr in der Lage, komplizierte finanztechnische Entscheidungen zu überblicken", sagt der Appac-Vorsitzende Didier Corardeau.
Als die Richterin Bettencourt zu Hause im noblen Pariser Vorort Neuilly-sur-Seine aufsuchte, konnte die sich an keine größeren Investitionen erinnern. Sie habe überhaupt kein großes Vermögen und könne daher auch keine Millionensummen ausgeben.
Bettencourts Vertraute sagen, dass die alte Dame "völlig klar im Kopf ist". In einem Interview, das sie der Sonntagszeitung Le Journal du Dimanche gab, erklärte sie, auswandern zu wollen. Auf die Frage, ob sie an die Schweiz denke, meinte sie: "Nein, ich fahre nicht mehr so oft Ski."
Sollte ihr der Richter eines Vormundschaftsgerichts einen gesetzlichen Betreuer vorschreiben, droht sie: "Wenn sich meine Tochter um mich kümmert, werde ich ersticken. Wenn sie es werden soll, dann gehe ich." Dies bliebe nicht ohne Folgen für den Konzern. Gerüchten zufolge will ihre Tochter Francoise Bettencourt-Meyers ihre L'Oreal-Anteile dann an den Nestlé-Konzern verkaufen. Der Sprecher der Kleinaktionäre findet das nicht weiter schlimm: "Wir leben in einer globalisierten Welt." Hauptsache, es kommt wieder Ruhe in die vor 100 Jahren von Bettencourts Vater Eugene Schueller gegründeten Kosmetikfirma.
Schlagabtausch
Bettencourts Tochter glaubt, dass ihre Mutter sich von ihren Ratgebern instrumentalisieren lasse. Die Mutter empfiehlt ihrer Tochter im Gegenzug einen Psychiater. "Was sie an mir stört, ist zu sehen, wie ich körperlich und geistig flexibel bleibe - sie dagegen ist statisch." Ehemalige Hausangestellte geben an, die alte Dame könne seit Jahren kein Gespräch mehr ohne Spickzettel in der Hand führen.
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