Kranker Elsner bestellte Zigarren

Kranker Elsner bestellte Zigarren
Kaffee im Kurort statt Prozess in Wien. Der herzleidende Helmut Elsner hat hier angeblich vor einem Monat Zigarren bestellt.

Die Fußgängerzone des bayrischen Kurorts Bad Reichenhall ist am Donnerstag ungewöhnlich leer. Unangenehmer Nieselregen sorgt dafür, dass die vielen Terrassen der Kaffeehäuser unbesetzt bleiben. Um 13.20 Uhr verlässt einer der momentan prominentesten Kurgäste trotzdem sein Hotel.

Ex-Bawag-Chef Helmut Elsner spaziert in karierter Freizeitjacke ohne seine Ehefrau Ruth zielstrebig zu einem beliebten Lokal, dem Café Spieldiener, gleich gegenüber dem alten Kurmittelhaus. "Donnerstag geschlossen" steht auf einem Schild an der Tür.

Aus dem gemütlichen Mittagskaffee wird nichts. Elsner geht zurück ins Parkhotel Luisenbad, wo er während seines Kuraufenthalts wohnt. Niemand dreht sich nach dem prominenten Gast um – in Bayern ist der 77-Jährige kaum bekannt.

Mittagessen

Kranker Elsner bestellte Zigarren

Im Viersternhotel angekommen, steuert Elsner den gediegenen Speisesaal an und nimmt alleine in einer Ecke Platz. Nachdem er Sonntagnacht einen Angina-Pectoris-Anfall hatte, dürfte zumindest der Appetit wieder zurückgekehrt sein. Auf Fragen der Presse will er nicht antworten: "Ich bin hier in Behandlung und möchte keine Antworten geben."

In Bad Reichenhall kennen die meisten Elsner gar nicht oder nur aus der Zeitung. Hier kann der 77-Jährige anonym durch die Fußgängerzone schlendern. Der Besitzer einer Trafik in der  Fußgängerzone hatte allerdings schon einmal vor einem Monat Kontakt. "Herr Elsner hat bei mir angerufen und bestellte Zigarren. Ich habe die ins Intercontinental in Berchtesgaden geliefert. Eigentlich hat er recht gesund ausgeschaut, hatte Bermudas an und war braun", schildert der Geschäftsmann. Elsner wollte von ihm eine zweite Lieferung. "Die war aber sehr speziell, die Zigarren hatten wir nicht."  

Wer die Zigarren geraucht hat, ist nicht überliefert. Helmut Elsner wurde während dieser Zeit in einer Asthmaklinik in Berchtesgaden behandelt. Eine Ladung, beim Bawag-Prozess in Wien als Zeuge auszusagen, schlug er aus. Er sei zu krank, um auszusagen.

Die Geschäftsleute und Kurgäste in Bad Reichenhall haben ihre eigene Meinung dazu, dass der 77-Jährige immer wieder die Verhandlung schwänzt. "Ich habe davon gehört, dass der Herr Elsner bei uns eine Kur macht. Unsereiner muss hart hackln und die Promis richten es sich. Mit den richtigen Seilschaften und Geld geht das eben. In Deutschland ist das auch nicht anders", sagt Gabi Gasch, Verkäuferin in einem Wäschegeschäft.

Verwechslung

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"Das macht kein gutes Bild", sagt auch eine Verkäuferin einer Modeboutique. "Obwohl mir ist der Elsner recht sympathisch", räumt sie ein. Als sie dann das Foto des Ex-Bankers in der Zeitung sieht, überkommen sie dann doch Zweifel: "Ich glaub’, ich habe ihn mit Frank Elstner von "Wetten, dass..." verwechselt."

Einvernahme in Deutschland

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Helmut Elsner, der den Prozess in Wien mit Hinweis auf seine Herz- und Lungenerkrankung beharrlich schwänzt, hat sich für sein "Asyl" einen geeigneten (Kur-)Ort ausgesucht. Der 77-Jährige kann aus dem bayrischen Bad Reichenhall nicht von der Polizei vorgeführt werden. Deshalb ersuchte Bawag-Richter Christian Böhm deutsche Kollegen um Amtshilfe, sie sollen den Ex-Banker im Rechtshilfeverfahren vernehmen. Donnerstagfrüh wurde Elsner in seinem Hotelzimmer eine Ladung zum Amtsgericht Bad Reichenhall zugestellt, allerdings kann er nicht zum Erscheinen gezwungen werden.

Und selbst wenn er dieser Ladung folgen sollte, braucht er keine direkte Verbindung mit dem Gericht in Wien fürchten. Das Amtsgericht verfügt über keine Videokonferenzanlage, so dass die Aussage lediglich mitgeschrieben werden kann.

Richter Böhm zweifelt  unterdessen mangels sofort bereit gestellter medizinischer Unterlagen am angeblich akuten Herzanfall Elsners: "Der war so schwer, dass er vier Tage später erst abgeklärt wurde?"

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