Kirchenrebellen bleiben beim Ungehorsam

Kirchenrebellen bleiben beim Ungehorsam
Die Pfarrer-Initiative von Helmut Schüller will weiter mit ungewöhnlichen Mitteln für eine Kirchen-Reform kämpfen.

Andächtige Stille herrschte am Sonntagnachmittag in der Linzer Ursulinenkirche - aber nur kurz. Denn nach einem kurzen Gebet wurde eifrig debattiert. Die Pfarrer-Initiative hielt in der Kirche ihre Generalversammlung ab. "Wir hätten uns ja im Priesterseminar getroffen, aber dort war es uns zu streng katholisch", scherzte ein Pfarrer im Vorbeigehen.

Angespannt wirkte lediglich Helmut Schüller, Gründer und Leiter der Gruppe, der die anwesenden Medienvertreter höflich, aber bestimmt, des Kirchentores verwies. Schüller hatte sich vor der Generalversammlung für seinen "Aufruf zum Ungehorsam" zu verantworten. Diese Formulierung hatte für großes Aufsehen in der Kirche gesorgt und war einigen Mitgliedern zu scharf gewesen. Schüller habe "über die Köpfe der übrigen Mitglieder hinweg entschieden", hieß es.

Am Sonntag bekam er jedoch volle Rückendeckung. "Der bisherige Kurs wurde einstimmig bestätigt", sagte Schüller nach der Versammlung zum KURIER. Der Begriff "Ungehorsam" sei ebenfalls abgesegnet worden. Jetzt will die Pfarrer-Initiative die Bischöfe in die Pflicht nehmen.

Diese sollen sagen, welche Anliegen sie selbst vertreten können und sie sollen Reformideen in Rom vertreten. Außerdem werden die Hirten aufgefordert, mit dem Kirchenvolk in einen neuen Dialog zu treten.

Die Pfarrer-Initiative hat mittlerweile 370 Mitglieder. Seit dem Ungehorsam-Aufruf sind laut Schüller 50 bis 60 dazu gekommen, nur acht haben die Gruppe verlassen. Bei der Generalversammlung waren am Sonntag 84 Pfarrer anwesend.

Christian Zoidl, Pfarrer aus Linz, wünscht sich von den Bischöfen ein offeneres Ohr, aber: "Wir haben ohnehin eine laute Stimme."

Die Initiative spricht sich für teils drastische Reformen aus - etwa die Aufhebung des Zölibats oder die Priester-Weihe für Frauen ("Frauen abzulehnen ist das Unbiblischste überhaupt"). Die Gruppe strebt jetzt eine verstärkte internationale Vernetzung an.

Aussprache über Reformideen
Nach den Kirchen-Rebellen tagt diese Woche die Amtskirche. Die österreichischen Bischöfe beginnen am Montag in Salzburg ihre Herbst-Vollversammlung.
Offizielles Hauptthema der Beratungen ist die Vorbereitung der österreichweiten Pfarrgemeinderatswahlen im März 2012.
Um den Kirchenstreit kommen die Bischöfe aber nicht herum. Eine "Aussprache über verschiedene Initiativen und Reformvorschläge in der Kirche" steht ebenfalls auf dem Programm, teilte der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Peter Schipka, im Vorfeld der Tagung mit.
Einzelne Bischöfe halten Reformen für notwendig. Der Innsbrucker Bischof Scheurer will, dass Wiederverheiratete zur Kommunion zugelassen werden. Zuletzt hatte sich der frühere Wiener Weihbischof Helmut Krätzl im KURIER-Interview für die Zulassung verheirateter Priester ausgesprochen. Er verlangt, dass sich die österreichischen Bischöfe dafür in Rom stark machen.

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