Kindergärtnerinnen: Ausbildung neu stockt
Raphaela Keller vom Dachverband der Kindergarten- und Hortpädagoginnen ist enttäuscht und zornig, wie sie sagt. Grund sind die Pläne zur Ausbildungsreform der Kindergarten- und Hortpädagoginnen, die das Bildungsministerium nach Vorarbeiten von Experten vorgelegt hat.
Während Kindergarten-Pädagoginnen und -Pädagogen im EU-Ausland (Ausnahme Malta; manche deutsche Bundesländer) und der Türkei schon an Hochschulen ausgebildet werden, soll es in Österreich weitere zehn Jahre dauern, bis die Berufsgruppe einen Hochschul-Abschluss machen kann. Voraussetzung: politische Beschlüsse samt Finanzierung.
Blockiert
Hintergrund der langen Übergangszeit ist dem Vernehmen nach die Haltung der Gemeinden. Sie lehnen eine Aufwertung der Ausbildung ab, weil sie dem Personal dann höhere Gehälter zahlen müssten.
Ministerium und Experten hatten ursprünglich zwar auch eine Umstellung in Etappen geplant. Doch sollte es so rasch wie möglich berufsbegleitend Uni-Lehrgänge zur Fortbildung geben. Auf die wird nun auf Druck der Gemeinden verzichtet.
Derzeit beginnen 14-Jährige ihre Ausbildung an den Bildungsanstalten für Kindergarten-Pädagogik BAKIP). Nach fünf Jahren schließen sie mit Matura ab. Durchschnittlich steigen nur 30 Prozent der rund 500 Absolventinnen und Absolventen, die es jährlich gibt, in den Beruf ein. Der Großteil studiert nach der Matura.
10 Jahre
Der Zehn-Jahres-Plan des Ministeriums sieht nun so aus: Die Ausbildung bleibt an den BAKIP. In Etappen sollen Teile der Ausbildung für ein Hochschul-Studium angerechnet werden. Experte Andreas Schnider: "Wir wollen die BAKIP stärker an die pädagogischen Hochschulen heranführen. Ist der Plan umgesetzt, werden Kindergartenpädagogen erst an einer BAKIP maturieren und dann ein viersemestriges Studium absolvieren."
Für Keller dient der Stufenplan einmal mehr dazu, die Reform zu verzögern. "Seit 1992 drängen wir auf eine Professionalisierung und werden immer nur vertröstet. Das ist wieder nur Stillstand. Die Kindergärten als Bildungseinrichtung zu behandeln, bleibt ein Lippenbekenntnis."
Ex-ÖVP-Politiker und Bildungsexperte Bernd Schilcher stellt fest: "Man hat gegenüber Ländern und Gemeinden nicht die nötige Durchschlagskraft gezeigt.
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