KHG: Die Offensive der Schwiegermutter

KHG: Die Offensive der Schwiegermutter
Wende im Fall Grasser: Marina Giori-Lhota musste den Behörden Auskunft erteilen. Sonst hätte ihr ein Finanzstrafverfahren gedroht.

Die Schwiegermutter wird zur Schlüsselfigur. Marina Giori-Lhota hat durch ein Schreiben an die Finanz Karl-Heinz Grasser, den bekanntesten Schwiegersohn des Landes, in arge Nöte gebracht. Nein, sie sei niemals die wirtschaftlich Berechtigte eines Meinl-Bank-Kontos der Schweizer Ferint AG gewesen, enthüllte das profil am Wochenende.
Eine hochexplosive Gemengelage. Fliegt dem angeheirateten Kristallprinzen soeben sein Argumentationsgebäude um die Ohren?

Grasser, gegen den die Korruptionsstaatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Bestechung und der Untreue ermittelt, hatte stets (auch vor den Behörden) angegeben, er habe von 2005 bis 2006 insgesamt 500.000 Euro von seiner Schwiegermutter in bar übernommen und das Geld auf besagtem Ferint-Konto für sie veranlagt. Die halbe Million floss – wie mehrfach berichtet – in einen Genussschein der Hypo Alpe-Adria. Dieser brachte kurz darauf den satten Gewinn von 274.588 Euro ein.

Doch was bedeuten nun die Angaben von Marina Giori-Lhota, der Mutter von Grassers Frau Fiona, für das Verfahren gegen den Ex-Finanzminister? Wird Karl-Heinz Grasser zu diesen Widersprüchen von den Ermittlern bereits befragt?

Martin Ulrich, der Sprecher der Korruptionsstaatsanwaltschaft, meint zum KURIER knapp, jedoch vielsagend: "Wir kennen dieses Schreiben. Aus ermittlungstaktischen Gründen darf ich nicht mehr bekannt geben."

Strafrechtsexperten sehen in der aktuellen Entwicklung jedenfalls eine entscheidende Wende im Kriminalstück rund um KHG gekommen. Tenor: "Das dürfte die Smoking Gun sein."

Aus zwei Gründen: Zum einen sei Grassers Glaubwürdigkeit massiv erschüttert, da die Schwiegermama von seinem goldenen Veranlagungs-Händchen beim 500.000-Euro-Investment gar nicht profitiert haben will; zum anderen werfe Marina Giori-Lhota ihrem Schwiegersohn in den von profil veröffentlichten Unterlagen indirekt auch vor, einen entsprechenden Treuhandvertrag ohne ihr "Wissen und Zutun" angefertigt zu haben.
Der Wiener Strafrechtsprofessor Helmut Fuchs will sich vorerst nicht so weit vorwagen: "Die Angaben der Schwiegermutter sind ein Indiz, das für die Glaubwürdigkeit Grassers nicht förderlich sein dürfte. Es handelt sich um einen Teil der Indizienlage." Letztlich gehe es darum, Grasser in einem möglichen Prozess eine illegale Herkunft der 500.000 Euro nachzuweisen.

Woher kam das Geld?

Faktum ist jedenfalls, dass Marina Giori-Lhotas Schreiben an die Finanz im Umkehrschluss dahingehend interpretiert werden kann, dass sie gar nicht Grassers Geldgeberin war. Faktum ist überdies, dass sich die Dame von Welt im Vorjahr bei ihrer Zeugenbefragung durch den Staatsanwalt noch in nobler Zurückhaltung geübt hatte; das Treffen fand laut KURIER-Recherchen im Büro ihres Innsbrucker Anwalts Hermann Holzmann statt, Giori-Lhota entschlug sich damals als Familienmitglied der Aussage.
Gegenüber der Finanz gab sie nun Auskunft. In eigener Sache. Sonst hätte ihr ein Finanzstrafverfahren gedroht.

Grasser-Anwalt Manfred Ainedter dementiert alle Vorwürfe gegen seinen Klienten vehement und spricht von einer "Hetzkampagne": Strafrechtlich relevant sei einzig, ob Marina Giori-Lhota Grasser die 500.000 Euro gegeben hat oder nicht. "Und sie dementiert nicht, Grasser das Geld gegeben zu haben", sagt Ainedter.
Für Karl-Heinz Grasser gilt die Unschuldsvermutung.

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