Kein Platz für Chaos

Kein Platz für Chaos
Aufräum-Konflikt: So kann das Zusammenspiel zwischen Eltern und Kindern beim Thema Ordnung klappen.

Ordnung im Kinderzimmer ist für viele Eltern oft nur ein Wunschtraum. Schon der Satz: "Räum endlich dein Zimmer auf!" führt nicht selten zu Konflikten. Wie werden Eltern, zusammen mit den Kindern, Herren über das Chaos? "Eltern sind das Vorbild und sollten begleitend wirken und das Kind unterstützen", rät KURIER-Familycoach Martina Leibovici-Mühlberger.

Nicola Schnögass und Alexandra Schnögass-Mück sind als Architektinnen tätig und haben sich mit ihrem Geschäft "Die Raumelfen" selbstständig gemacht. "Ein Kind spielt meist nur mit Dingen, die es auch sehen kann", weiß Nicola Schnögass aus Erfahrung. Daher rät sie zu einer Mischung aus offenen und geschlossenen Ordnungselementen. "Wir raten Kunden davon ab, Dinge die im Alltag oft gebraucht werden, wegzuräumen oder an zu hoher Stelle zu verstauen, denn das Kind sollte wichtige Sachen in Augenhöhe finden können." Eltern können ihr Kind auf dem Weg zur Selbstständigkeit in Sachen Ordnung unterstützen, in dem sie ihm zeigen, wie das Zimmer "funktioniert" und ihnen einen Ordnungssinn vorleben.

Ab dem dritten Lebensjahr lernen Kinder, "ihr Zimmer zu verwalten", sagt Alexandra Schnögass. Erwachsene müssen versuchen, mit den Augen eines Kindes zu sehen, und den Raum auch nach diesen individuellen Bedürfnissen zu gestalten.

"Lustige Vorhänge für Kinder und Betten mit integrierten Laden kommen bei unseren Kunden am Besten an", erzählt kika-Einrichtungsberaterin Sabine Gast. "Clevere Regalsysteme und Spielboxen liegen im Trend und bieten genügend Stauraum", erklärt sie. "Wichtig beim Thema Ordnung ist nur, das Kind nicht mit Spielzeug zu überfordern", sagt Leibovici-Mühlberger. Wenn es zu viele Sachen gibt, überlastet es das Kind, und am Ende wird alles in der Gegend verstreut herumliegen. "Von Rutschen raten wir ab, sie verbrauchen viel Platz und das Interesse des Kindes dafür nimmt meist schnell ab", meinen die Architektinnen.

Hand in Hand

Motivation ist eine der Zauberformeln, verrät Leibovici. "Wer seinem Kind Anreize bietet, erreicht viel mehr, als mit Druck oder Resignation, in dem er verzweifelt das Zimmer alleine aufräumt". Architektin Alexandra Schnögass-Mück hat häufig beobachtet, dass viele Eltern selbst erst lernen müssen, dem Kind sein eigenes System zuzugestehen. "Die individuelle Ordnung, die man selbst hat, ist nicht zwangsläufig die des Kindes", weiß sie.

"Wenn ein Spiel zu Ende ist, kann der Erwachsene vor dem Kind aufräumen und erklären, was er da macht und warum", erklärt Leibovici. Dann wird es für das Kind ganz normal, nach dem Spielen nicht alles liegen zu lassen.

Ordnung ist ein Lernprozess

Dem Nachwuchs ein Gefühl für Ordnung zu vermitteln ist ein schleichender Prozess, weiß Martina Leibovici-Mühlberger.

Kleinkind
Im Alter von zwei bis drei Jahren beginnt die Etablierung des Bewusstseins, spielerisches Lernen ist am sinnvollsten.

Vorschulkind

Mit vier bis fünf Jahren räumt das Kind manches von selber weg, gestaltet sein Spiel individuell.

Schulkind
Zwischen sechs und elf Jahren lernen Kinder einen neuen Lebensbereich kennen und beginnen, ihr Zimmer und ihre Schulsachen zu "verwalten".

Pubertät
Besonders schwierig wird es zwischen dem 12. und dem 17. Lebensjahr. Diplomatie ist gefragt, denn der Jugendliche will Autonomie und zeigt seine Unabhängigkeit. "Um Kinder zu motivieren, sollten Eltern Anreize bieten", rät Leibovici. Die Expertin schlägt vor, eine Liste mit Wünschen des Kindes zu machen. Die Erfüllung dieser Wünsche wirkt dann als Antrieb.

Junge Erwachsene

Zwischen dem 18. und 20. Lebensjahr ist das Kind kein Kind mehr und steht kurz vor dem Auszug, oder ist bereits ausgezogen. Es kann die eigenen vier Wände eigenständig sauber halten. Dazu zählen auch Wäsche waschen, bügeln und einkaufen.

KURIER Family-Coach-Telefonsprechstunde: Montag, 13 bis 15 Uhr, Tel.: 01/5265760

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