Kaltenbrunner bezwingt den K2

Kaltenbrunner bezwingt den K2
Gerlinde Kaltenbrunner erreichte am Dienstag ihren 14 und letzten Achttausender. Noch aber steht ihr der Abstieg bevor.

Das Wetter war perfekt an diesem Dienstag. Keine Wolke trübte den Himmel über dem K2, und am 8611 Meter hohen Berg war es weitgehend windstill. Eine Seltenheit, denn der Gipfel wird vor allem wegen der heftigen Stürme gefürchtet.

Doch die Zeit für die Bergsteiger verrann allmählich, es war schon spät am Nachmittag, als Gerlinde Kaltenbrunner und ihre drei Begleiter aus Polen und Kasachstan am Nachmittag endlich die Schlüsselstelle - eine steile Rinne - verlassen konnten und endlich den Schneegrat erreichen, der zum Gipfel führt.

Hüfthoher Pulverschnee hatte bis dahin das Vorankommen zeitweise fast unmöglich gemacht, darüber hinaus ist die Gruppe später losgekommen als geplant. Am Montagabend hatten sich die Bergsteiger entschieden, auf rund 8300 Meter zu biwakieren. "In dieser Höhe ist das eine unglaubliche Leistung", sagt Bergexperte Edi Koblmüller.

Eisiges Biwak

Kaltenbrunner bezwingt den K2

Das Quartett grub eine Plattform für das kleine Zelt und bereitete sich nach einer eisigen Nacht in der Todeszone für einen Aufbruch um 1 Uhr Früh vor. Doch bald kämpfte die Gruppe mit der enormen Kälte. Bei minus 25 Grad drohten Erfrierungen. "In der steilen Flanke steht man die meiste Zeit auf dem Vorderfuß. Das schränkt die Durchblutung ein und führt zu eisigen Füßen", berichtet Kaltenbrunners Ehemann Ralf Dujmovits, der die Besteigung vom Basislager aus verfolgte.

Also drehten die vier um und wärmten sich in ihrem Biwakzelt auf. Gegen 7.30 Uhr machten sie sich erneut auf den Weg, litten aber weiter sehr stark unter der enormen Kälte und dem anstrengenden Spuren im tiefen Schnee.

Schließlich, um 18.18 Uhr Ortszeit, dann aber die Erfolgsmeldung: Noch vor ihren drei Begleitern steht Gerlinde Kaltenbrunner auf dem Gipfel des zweithöchsten Berges der Erde. "Gerlinde ist überglücklich. Sie sagt, es ist ein Geschenk, dass sie gemeinsam auf dem Gipfel stehen durften", berichtet Dujmovits, der kurz über Funk mit seiner Frau in Verbindung stand.

Ausnahmealpinistin

Damit ist die 40-jährige Oberösterreicherin die erste Frau, die alle 14 Achttausender ohne zusätzlichen Sauerstoff erklommen hat. Das ist vor ihr überhaupt erst zehn Menschen gelungen. Auch für zwei ihrer Begleiter, die beiden Kasachen Maxut Zhumayev und Vassiliy Pivtsov, war der K2 der letzte noch fehlende Achttausender.

Für Kaltenbrunner selbst war es bereits die vierte Expedition auf den K2, ihr siebter Besteigungsversuch war nun von Erfolg gekrönt. Kaltenbrunner wählte dazu die äußerst schwierige und selten bestiegene Route über den Nordpfeiler von China aus.

Risikanter Abstieg

Allerdings liegen in der Todeszone Erfolg und Tod knapp beieinander: Am K2 verunglückt laut Statistik jeder zehnte Alpinist, der auf dem Gipfel stand, später im Abstieg. In den nächsten Stunden muss das Quartett nun besondere Vorsicht walten lassen - und trotzdem versuchen, möglichst viele Höhenmeter abzusteigen. "Sie wollen mit den Stirnlampen bis ins Lager IV absteigen", hieß es zuletzt. Dann steht den vier Alpinisten noch die bereits dritte Nacht über 8000 Meter Höhe bevor.

Zur Person: Von Beruf Bergsteigerin

Biografie Gerlinde Kaltenbrunner (* 13. Dezember 1970) wuchs in Spital am Pyhrn, OÖ, auf. Mit 13 Jahren begann sie zu klettern. 1994 stand sie am Vorgipfel des Broad Peak im Karakorum.

Seit der Besteigung des Nanga Parbat 2003 lebt die ausgebildete Krankenschwester vom Bergsteigen. Sie ist mit dem deutschen Extrembergsteiger Ralf Dujmovits verheiratet.
Das Paar lebt im Schwarzwald.

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