Israelische Passagiere in Istanbul verhört

40 Israelische Passagiere wurden am Montag in Istanbul von der Polizei befragt. Laut Medienberichten mussten sie sich dabei ausziehen.

Der seit seit Wochen schwelende Konflikt zwischen der Türkei und Israel verschärft sich. Am Montag sind laut dem israelischen Außenministerium rund 40 Flugzeugpassagiere, die mit Turkish Airlines aus Tel Aviv angereist waren, nach der Landung in Istanbul festgehalten und ausführlich von den türkischen Behörden befragt worden.

Ohne Angabe von Gründen seien die Israelis in einen Seitenraum geführt worden, wo ihnen zunächst die Pässe abgenommen worden seien. Die Passagiere - vorwiegend Geschäftsleute - wurden einzeln von der türkischen Polizei befragt. Erst nach dem ausführlichen Verhör bekamen die Israelis ihre Pässe zurück und durften gehen. Israels Außenamtssprecher Yigal Palmo bezeichnete den Vorfall in Istanbul als " sehr ungewöhnlich".

"Bis auf die Unterhose ausgezogen"

Die israelische Zeitung Haaretz berichtet indes auch über Polizeischikanen gegenüber den israelischen Passagieren eines weiteren Turkish Airlines-Fluges, die aus Thailand kommend in Istanbul umsteigen mussten. "Sie zwangen mich, mich bis auf die Unterwäsche auszuziehen", zitiert die Zeitung eine Passagierin. Nach einer Untersuchung habe eine Beamtin ihre Kleider zur Seite geworfen und ihr befohlen, sich wieder anzuziehen und in einer Ecke zu warten, ohne Möglichkeit, sich hinzusetzen oder die Toilette zu benutzen, berichtete die israelische Frau weiter. "Niemand von uns wusste, was genau los war."

Zuvor hatten sich auch türkische Touristen über die Behandlung bei der Ausreise am Flughafen Tel Aviv beklagt. Bei der Abreise nach einem Besuch in Jerusalem zum Ende des Fastenmonats Ramadan habe die israelische Polizei die Türken lange befragt und mehrfach das Gepäck durchsucht, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu am Montag.

"Dann wurden wir untersucht. Wir mussten uns komplett ausziehen. Die Frauen suchten sie in einem speziellen Raum ab. Nur türkische Touristen wurden so feindselig behandelt", zitierte die Agentur einen Touristen.

Steigende Spannungen

Die Vorfälle müssen vor dem Hintergrund der steigenden Spannungen zwischen den beiden Staaten betrachtet werden: Bei einer Kommandoaktion der israelischen Eliteeinheit "Shayetet 13" gegen die Gaza-Hilfsflotte waren im Mai 2010 in internationalen Gewässern acht türkische Palästina-Solidaritätsaktivisten und ein türkisch-amerikanischer Doppelstaatsbürger an Bord des Schiffes "Mavi Marmara" getötet worden. Die israelische Regierung sprach von einem "Akt der Selbstverteidigung", weil Aktivisten die Soldaten hart angegriffen hätten. Israel lehnte eine Entschuldigung ab.

Ein UNO-Bericht stufte die israelische Seeblockade vor der Küste des Gazastreifens nun als rechtmäßig ein, allerdings wird Israel exzessive Gewalt bei der Militäroperation angekreidet. Die Türkei wies vergangene Woche den israelischen Botschafter aus, weil sich Israel nicht für den tödlichen Angriff auf die Hilfsflotte entschuldigt hatte. Auch wurden die bilateralen Militärabkommen durch Ankara ausgesetzt. Am Freitag hatte der türkische Staatspräsident Abdullah Gül Israel weitere Schritte angedroht.

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