Island steht nach der Krise wieder auf

Island steht nach der Krise wieder auf
Die Vulkaninsel lebt wieder auf. Nun wählt das Land zwischen eigenbrötlerischem Landesvater und junger Modernistin.

Eigentlich wollte er ja gar nicht mehr antreten. Dann ließ sich Olafur Ragnar Grimsson durch die gesammelten Unterschriften von fast zehn Prozent der Bevölkerung Islands doch überreden und steuert nun seine fünfte Amtszeit als Präsident an – nach 16 Jahren im Amt.

Die einzige ernst zu nehmende Herausforderin ist Grimssons glattes Gegenteil: Thora Arnorsdottir ist eine politisch eher unerfahrene TV-Journalistin, erst 37 und Managerin einer achtköpfigen Patchworkfamilie. Alte Elite gegen frischen Wind – am Samstag entscheiden die Isländer. Die Umfragen deuten auf den Glauben an Altbewährtes hin.

Laut Verfassung hat der Präsident vor allem repräsentative Aufgaben, doch Grimsson legte sein Amt stets weiter aus. Er inszeniert sich als Volkstribun, der seine Leute schützt. Grimssons Kritiker werfen ihm Egozentrik vor, etwa wenn er sich wiederholt durch seine Ablehnung eines EU-Beitritts mit seiner Regierung anlegt, die seit 2010 mit der EU darüber verhandelt.

Banken-Schock

Island war das erste Land, das im Zuge der Bankenkrise umfiel. 2008 wurden die drei Banken Glitnir, Landsbanki und Kaupthing notverstaatlicht. Von der Pleite der Landsbanki-Tochter Icesave waren rund 400.000 ausländische Sparer betroffen. Seither fordern vor allem Großbritannien und die Niederlande, die für die Spareinlagen garantierten, Entschädigungen. Doch Grimsson verhinderte die Zahlungen per Veto – zum Gefallen der Isländer. Nach dem Crash verlor die Isländische Krone stark an Wert, die Jobs verschwanden, die private Verschuldung explodierte. Der Internationale Währungsfonds und die nordischen Nachbarn eilten mit Milliardenkrediten zu Hilfe.

Und Island revanchierte sich – bereits zwei Mal zahlte die Vulkaninsel vorzeitig die Raten zurück. Auch sonst hat sich die Wirtschaft weit schneller erholt als man 2008 hoffen durfte: Exporte, Tourismus und Konsum ließen das Wachstum auf 2,5% klettern. Viele aber spüren davon nichts – vor allem jene, deren Pensionsansprüche verschwanden, deren Schulden aber noch da sind. Gerade die Jungen, die unter der noch hohen Arbeitslosigkeit leiden, könnten eher für eine Wende votieren – in Person von Thora Arnorsdottir.

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