Irland: Proteste gegen erste Abtreibungsklinik

Irland: Proteste gegen erste Abtreibungsklinik
Abtreibungsgegner aus den USA schulen die Iren in einem achtstündigen Seminar im Protest. Auch die Kirche tobt.

Es ist eine vergleichsweise kleine Klinik im achten Stock eines unscheinbaren Belfaster Büro-Gebäudes, die an diesem Donnerstag öffnet. Was sie anbietet, lässt jedoch seit Tagen die Wogen in Irland hochgehen – im britischen Nordirland, aber mehr noch in der Republik Irland im Süden. Es handelt sich um die erste private Abtreibungsklinik auf der Grünen Insel. Sie macht es Frauen aus der Republik Irland erstmals möglich, ohne komplizierte Ausreise mit dem Flugzeug oder dem Schiff eine Schwangerschaft abzubrechen.

Die Republik Irland ist neben Malta das einzige Land in Europa, in dem Abtreibungen in jedem Fall gesetzlich verboten sind. Laut einem Urteil des Obersten Gerichtshofes in Dublin vor 20 Jahren ist es Frauen zwar erlaubt, eine Schwangerschaft abzubrechen, wenn ihr Leben körperlich oder psychisch in Gefahr ist. Bisher hat sich aber keine irische Regierung getraut, das in dem immer noch sehr katholischen Land gesetzlich zu verankern. Ärzten, die eine Abtreibung durchführen, droht der Verlust ihrer Lizenz. Pro Jahr fliegen rund 4100 Irinnen ins Ausland – meist nach England –, um dort eine Schwangerschaft abzubrechen.

Abtreibungsgegner auf beiden Seiten der Grenze machen gegen die neue Klinik in Belfast mobil. Sie wollen den "Dammbruch" am Donnerstag mit allen Mitteln verhindern, etwa mit einer gerichtlichen Verfügung. "Wie kann Marie Stopes (Name der Betreiberorganisation, Anm.) es wagen, hier eine Klinik zu eröffnen, um Irland gegen den Willen der Menschen die Abtreibung aufzuzwingen?", empörte sich Bernadette Smyth von der Pro-Life-Organisation "Kostbares Leben".

US-Lehre

Aus den USA eingeflogene Aktivisten schulen Abtreibungsgegner in achtstündigen Seminaren, wie sie möglichst öffentlichkeitswirksam für ihr Anliegen eintreten können. Auch die katholische Kirche hat sich in den Schlacht geworfen. Vergangene Woche startete sie in ganz Irland die Kampagne "Wähle das Leben", um für das Abtreibungsverbot zu kämpfen.

Auf der anderen Seite stehen jene, die seit Jahren für das Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch kämpfen. Die sprechen ebenfalls von einem "Dammbruch" - und bejubeln diesen. "Ich sehe den Tag kommen, an dem Frauen mit dem Zug aus Dublin kommen, um in Belfast eine Abtreibung durchführen zu lassen", sagte Audrey Simpson von der Vereinigung für Familienplanung.

Eine zweite Front beim hochsensiblen Thema Abtreibung wird sich demnächst in der Republik Irland auftun. Im Jahr 2010 hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte entschieden, dass die Regierung in Dublin das Urteil des Obersten Gerichtshofes von vor 20 Jahren endlich gesetzlich verankern muss, um rechtliche Klarheit zu schaffen.

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