Hugo Portisch: „Zwischen Briten und EU passte es nie“

Hugo Portisch: „Zwischen Briten und EU passte es nie“
25 Jahre EU-Beitritt Österreichs. ORF-Legende Hugo Portisch (92) und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka analysieren, was der Beitritt 1995 brachte und wie die aktuellen Probleme in der Union gelöst werden könnten.

KURIER: Herr Portisch, Österreich ist nun 25 Jahre bei der EU. Großbritannien ist nicht mehr Mitglied. Sie haben beide Beitritte erlebt. Wäre jemals eine EU ohne die Briten denkbar gewesen?

Hugo Portisch: Ich habe Brexit eigentlich schon seit Längerem erwartet. Als die Briten unter Margaret Thatcher zustimmten, Mitglied der damaligen EWG zu werden, dachte ich: Um Gottes willen! Denn das passte nicht zu der Rolle, die die Briten über Jahrhunderte gespielt haben. Sie haben sich immer vom Kontinent ferngehalten. Die vielen Ausnahmeregelungen und Rabatte für die Briten zeigen, dass es nie passte zwischen der EU und den Briten.

Wolfgang Sobotka: Dazu gibt es eine nette Anekdote in Ihrem Buch, nämlich, dass die Briten die EU-Fahne beim Beitritt hissen wollten, diese aber stecken blieb.

Portisch: Ich habe damals in London einen Dokumentarfilm gedreht. Die Parlamentarier zum Unterhaus wollten die EU-Fahne vor dem Parlament hissen. Zehn Parlamentarier zogen an dem Seil, aber die Fahne war nicht zu bewegen. Am Ende musste eine Leiter geholt werden. Diese Situation war typisch für die Haltung der Briten – und aus heutiger Sicht fast schon symptomatisch.

Kommentare