Zweiter Nationalratspräsident: "Kein Grund für Zweifel an Rosenkranz"
"Wenn du als Sieger aus einer Verhandlung gehst, dann hast du eigentlich verloren", pflegte sein Vater zu sagen, erzählt Peter Haubner, neuer Zweiter Nationalratspräsident, als der KURIER ihn gemeinsam mit zwei anderen Medienvertretern am Mittwoch zum Antrittsgespräch trifft.
Verhandeln heiße, dass beide Seiten am Ende etwas davon haben sollen. Und ja, das gelte freilich auch für Koalitionsverhandlungen, die jetzt zwischen seiner Partei, der ÖVP, und der SPÖ anlaufen. Haubner – ehemaliger Generalsekretär des Wirtschaftsbundes – beobachtet diese (noch) aus der Ferne. Gut möglich, dass er ins Verhandlerteam geholt wird, wenn es ins Detail geht.
Als erfahrener Verhandler und Wirtschaftsbündler macht er auch kein Geheimnis daraus, dass er gerade beim Thema Wirtschaft mehr Schnittmengen mit der FPÖ sieht. Jetzt aber werde mit der SPÖ geredet, betont er.
Als dritter Partner in einer „stabilen Regierung“, wie er sie sich wünscht, kämen aus jetziger Sicht eher die Neos infrage. Die drei Parteien vereine dieselbe Zielsetzung: „Ein funktionierender Standort, florierende Betriebe, sichere Arbeitsplätze, mehr Netto vom Brutto. Jetzt muss man sich nur noch auf die Maßnahmen einigen, und da müssen sich alle Seiten bewegen.“
„Hätte mir Anruf erwartet“
Vorweg muss man über den 64-jährigen Salzburger wissen: Ein zweiter Wolfgang Sobotka ist er nicht. Und das nicht nur, weil er nur Zweiter und nicht Erster Nationalratspräsident ist.
Sobotka war bekannt dafür, dass er Tatsachen schafft, durchgreift, und dabei auch gerne einmal aneckt. Haubner sieht sich (wie er auch mit dem Zitat seines Vaters zum Ausdruck bringen wollte) als „Verbinder und Brückenbauer“. „Drüberfahren“ – das entspricht nicht seinem Naturell.
Entsprechend irritiert wirkt er angesichts des Besuchs von Ungarns Premier Viktor Orbán bei Nationalratspräsident Walter Rosenkranz (FPÖ) am Donnerstag. Haubner hat aus den Medien davon erfahren müssen. Ein Foul? „Bei seinem Antritt hat er gesagt, er sei ein Teamspieler“, sagt Haubner. „Ich hätte mir zumindest einen Anruf erwartet.“
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