Die USA gehören zu Österreichs wichtigsten Handelspartnern. Wirtschaftsminister Hatttmannsdorfer will nicht von "Handelskrieg" sprechen, wohl aber sei die Lage "bedrohlich".
Gewiss ist, dass Österreichs Wirtschaft auf die USA angewiesen ist. In den vergangenen 15 Jahren waren die Vereinigten Staaten immer unter den Top 7 wichtigsten Handelspartnern Österreichs, wie aus Zahlen der Statistik Austria hervorgeht.
2024 importierte Österreich Waren im Wert von 7,72 Milliarden Euro aus den USA. Damit sind die USA aktuell auf Platz 5. Unangefochtene Nummer eins ist die Bundesrepublik Deutschland mit Importen in der Höhe von 61,21 Milliarden Euro, auf Platz zwei liegt China mit 15,50 Milliarden Euro. Dem gegenüber stehen allerdings Exporte in der Höhe von 5,30 Milliarden Euro. Damit weist Österreich das größte Handelsbilanzdefizit mit China auf.
Den meisten Warenverkehr betreibt Österreich nach und aus Europa (Importe 76,3 % /Exporte: 78,2 %). Die Handelsbeziehungen zumGemeinsamen Südamerikanischen Markt alias Mercosur (Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay und Venezuela) sind derzeit in Relation gering - beliefen sich im Jahr 2024 auf 713 Millionen Euro import- und 692 Millionen Euro exportseitig. Doch das soll sich ändern, wenn es nach ÖVP-Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer geht. Dass er das Freihandelsabkommen befürwortet, brachte ihn jüngst in die Schlagzeilen und ihm harsche Kritik in den eigenen Reihen ein.
Heute trifft er mit der indischen Finanzministerin Nirmala Sitharaman zusammen, um über den "Wachstumsmarkt Indien" zu sprechen. Im KURIER spricht er sich für Verhandlungen aus und widerspricht Gabriel Felbermayr.
KURIER: Wifo-Chef Gabriel Felbermayr spricht ob Donald Trumps Zollpolitik von „Handelskrieg“. Sie auch? Wolfgang Hattmannsdorfer:Der Begriff „Krieg“ gefällt mir nicht. Bedrohlich ist die Situation aber auf jeden Fall. Klar ist auch: oberstes Ziel müssen Verhandlungen sein. Sechs von zehn Euro, die in Österreich verdient werden, hängen vom Export ab. Wer mit Donald Trump verhandeln will, muss selbstbewusst auftreten. Daher waren auch die Gegenmaßnahmen notwendig. Die Aussetzung der Zölle geben uns in unserer Strategie recht.
Die EU reagiert zum zweiten Mal mit Gegenzöllen. Welche Strategie verfolgt die EU damit? Oberstes Ziel sind Verhandlungen. Mit der Aussetzung der Gegenmaßnahmen für 90 Tage setzen wir außerdem ein unmissverständliches Signal: Wir wollen Verhandlungen und wir sind auch bereit für Verhandlungen.
Deutschland ist unser wichtigster Handelspartner. Die Regierung Merz will die Körperschaftssteuer senken, die Steuer für kleine und mittlere Einkommen und einen Industriestrompreis einführen. Muss sich Österreich warm anziehen, um da mithalten zu können? Eine starke deutsche Wirtschaft ist auch gut für Österreich. Aber klar ist: Wir müssen unsere Hausaufgaben machen. Wir brauchen ein Comeback von Leistung und Wettbewerb. Das bedeutet konkret, dass sich Fleiß und Leistung wieder lohnt, wir die Bürokratie bekämpfen und den Wettbewerb stärken.
Der Artikel wurde aktualisiert. In einer früheren Version war fälschlicherweise vom Finanzminister statt der Finanzministerin Indiens die Rede.
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