Witzeln über Kurz: "Oida! Wer glaubt denn so was?"
Es sind Momente, die SPÖ-Spitzenkandidatin Pamela Rendi-Wagner im Wahlkampf selten erlebt. Beim Einlaufen in die Halle ertönt ein scheinbar nicht enden wollender Applaus, der sich in ein Taktklatschen verlängert. Schließlich steigt die Band mit ein und spielt den Opus-Hit „Live is Life“. Rendi-Wagner, vor der Bühne angekommen, klatscht mit, genießt den Rückenwind durch die Gewerkschafter. Für kurze Zeit ist bei der SPÖ alles in Ordnung. Vergessen scheinen die schlechten Umfragewerte.
Als Moderator fungiert der als guter Redner bekannte Willi Mernyi. „Wo sind die Salzburger, die Burgenländer?“– immer fängt eine andere Bierbankfraktion an zu grölen – naja fast, denn Oberösterreich wird kurzer Hand vergessen. Macht nichts. Der Fauxpas ist schnell vergessen, denn Mernyi witzelt über die Fehlschläge der türkis-blauen Regierung. Über Hackerangriffe, Großspenden und Heidi Hortens zwei Millionen Euro Collier. Und über die FPÖ, die „nicht vom rechten Rand abzugrenzen ist, weil sie der rechte Rand ist“. Dem Publikum gefällt es. Die Rede von ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian erntet viele Lacher: „Bei jeder ungewollten Veröffentlichung gibt’s einen Hackerangriff? Oida! Wer glaubt denn so was?“
Optimistische Stimmung
In ihrer Rede wiederholt die Spitzenkandidatin, die im Laufe des Vormittags irgendwann von den Vorrednern nur noch „Pam“ genannt wird, alle Forderungen, die bis jetzt aus dem SPÖ Wahlprogramm bekannt sind. Leistbares Wohnen, Klimaticket oder Kinderbetreuungsplätze. Es gibt Applaus – mal lauter, mal leiser.
Und wie ist die Stimmung im Publikum? Der Betriebsrat Robert fürchtet das schlimmste. Was das wäre? Naja, Türkis-Blau. Aber er versucht optimistisch zu sein, von Rendi-Wagners Performance ist er positiv überrascht. „Wir sind optimistisch, dass es Platz zwei werden könnte.“„Ja, Platz zwei sollte sich ausgehen. Hauptsache die SPÖ hat eine Regierungsbeteiligung“, formuliert der 27-jährige Manuel. Bei den Wunsch-Koalitionspartnern gehen allerdings auch bei den Gewerkschaftern die Meinungen auseinander. „ÖVP und Neos sind keine Option“, sagen die einen, „ÖVP geht gar nicht. Die Neos zur Not aber schon“, sagen die anderen.
Zum Finale wird Rendi-Wagner noch ungewöhnlich locker. Bei Konfetti–Regen und Musik legt sie ihren Blazer ab und tanzt auf der Bühne. Aus Wahlkampf wird eine Party.
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