Wirbel um Anti-Kurz-Video aus SPÖ-Kreisen

Die Parteizentrale der SPÖ in der Löwelstraße in Wien
Ex-SPÖ-Berater Tal Silberstein soll mehrere entsprechende Videos in Auftrag gegeben haben. Die SPÖ spricht von Datenklau.

Hat Tal Silberstein der SPÖ da den nächsten Bärendienst erwiesen? Wie das Nachrichtenmagazin profil in einer Vorab-Meldung für die am Montag erscheinende Ausgabe berichtet, hat der inzwischen geschasste Politikberater mehrere Anti-Kurz-Videos in Auftrag gegeben.

Eines der Videos wurde zunächst auch auf der von der SPÖ unterstützten, nun stillgelegten Webseite politiknews.at verbreitet und ist laut profil mittlerweile auf der rechtslastigen Facebook-Seite „Die Wahrheit über Sebastian Kurz“ abrufbar.

Michael Kapfer, der Chef der Wiener Werbeagentur GGK MullenLowe, bestätigte gegenüber profil die Produktion der Videos. Sie seien laut Kapfer jedoch nur für den internen Gebrauch in Fokus-Gruppen erstellt worden. Für die Veröffentlichung eines Videos sei man nicht verantwortlich. Seine Agentur habe kein einziges Negativ-Campaigning-Konzept für den externen Gebrauch produziert.

Wirbel um Anti-Kurz-Video aus SPÖ-Kreisen
ABD0011_20170503 - WIEN - ÖSTERREICH: SPÖ-Bundesgeschäftsführer Georg Niedermühlbichler am Mittwoch, 3. Mai 2017, vor Beginn einer Sitzung des Ministerrates im Bundeskanzleramt in Wien. - FOTO: APA/HERBERT NEUBAUER

"Nicht direkt beauftragt"

SPÖ-Bundesgeschäftsführer und Kampagnenleiter Georg Niedermühlbichler sprach in einer Aussendung deshalb von Datenklau. Man werden alle rechtlichen Mittel prüfen.

Darüber hinaus betonte Niedermühlbichler, dass die Videos nicht direkt von der SPÖ in Auftrag gegeben worden seien. "Tal Silberstein, der von uns mit der Abwicklung von Umfragen und Fokusgruppen beauftragt war, hat verschiedenste Konzepte entworfen, um diese in Fokusgruppen abzutesten. Dafür wurde ein Video produziert“, erklärte Niedermühlbichler.

Dass nun Korrespondenzen zwischen der Agentur und der SPÖ-Kampagne bei Journalisten auftauchen, sei ein deutlicher Beleg, dass immer wieder versucht werde, Details der SPÖ-Kampagne auf allen Wegen in Erfahrung zu bringen. „Hacken und interne Daten missbräuchlich zu verwenden, ist aber kein Kavaliersdelikt, sondern ein Verbrechen.“

Der SPÖ-Bundesgeschäftsführer betonte außerdem, dass die SPÖ das Geschäftsverhältnis mit Tal Silberstein aufgekündigt hat. "Und wir haben uns auch ganz klar dazu entschieden, einen sauberen Wahlkampf mit einer harten, aber fairen inhaltlichen Konfrontation zu suchen." Deshalb habe man auch die Unterstützung der Webseite politiknews.at eingestellt.

ÖVP fordert Dirty-Campaigning-Stopp

Die Volkspartei forderte die SPÖ auf, ihr "Dirty Campaigning" gegen ÖVP-Chef Sebastian Kurz zu beenden. Generalsekretärin Elisabeth Köstinger erklärte, die SPÖ sei aufgerufen, die Methoden ihres "Wahlkampf-Gurus" Tal Silberstein unverzüglich einzustellen.

Die Agentur, die die Videos hergestellt hat, sei die Wahlkampf-Agentur der SPÖ. Daher verstehe sie nicht, was die SPÖ meine, wenn sie sage, sie hätte die Videos nicht direkt beauftragt: "Und dass diese nur für den internen Gebrauch sind, ist ebenfalls unglaubwürdig, zumal einiges davon bereits veröffentlicht wurde", so Köstinger.

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