"Wir wollen wählen!": Auslandsrumänen protestieren vor Botschaft in Wien
Andrea-Ioana hatte noch Glück. Die seit 2010 in Wien lebende Rumänin entschied sich, nicht die österreichischen, sondern die rumänischen Kandidaten zur EU-Wahl zu wählen. Ihre Stimme wollte die studierende Verkäuferin Sonntagfrüh um 10 Uhr in der rumänischen Botschaft in der Wiener Prinz-Eugen-Straße abgeben.
Dort sei um diese Zeit ein Reisebus mit verdunkelten Scheiben vorgefahren. Ein Mann aus der Botschaft habe den vielen Wartenden mitgeteilt, dass die aussteigenden Personen Vorrang hätten und mit längeren Wartezeiten zu rechnen sei. Die Wartenden sollten besser in das Wahllokal im ersten Bezirk, dem zweiten von drei rumänischen Wahllokalen, gehen.
In der Seilerstätte im ersten Bezirk wartete Andrea-Iona zwei Stunden. "Alle die hinter mir kamen, hatten mehr Schwierigkeiten", erzählt sie dem KURIER. Den Wahlvorgang beschreibt sie als chaotisch. Abstimmen konnten die Rumänen nämlich nicht nur über die EU-Wahl, sondern auch über zwei Fragen eines Referendums, in denen es unter anderem um die Lockerung von Strafen bei Korruptionsdelikten geht.
Die Kombination aus drei Wahlzetteln, drei Wahlurnen, vielen bürokratischen Schritten (in Rumänien wird zum Beispiel nicht angekreuzt, sondern mit einem offiziellen Stempel gewählt), führte dazu, dass "nur 2 von 5 Kabinen besetzt" waren, als Andrea-Iona das Wahllokal endlich betrat. Alles "dauert sehr lange und die Daten der Wählerinnen werden sehr langsam bearbeitet. Es werden per Hand Listen aufgeschrieben."
Mehrere Städte betroffen
Lange Warteschlangen gibt es unter anderem auch in München, Ofenbach und Köln, wie Augenzeugenberichte auf Twitter zeigen. "Die rumänische Opposition wirft der Regierung vor, im Ausland systematisch zu wenige und zu schlecht besetzte Wahllokale zur Verfügung zu stellen", schreibt das Südosteuropa-Studio der ARD.
Proteste vor rumänischer Botschaft
"In einer halben Stunde schließt das Wahllokal. Das geht sich nie und nimmer aus, dass da alle wählen!", schreibt die Wienerin Karin Stanger über ihr Video, das eine lange Warteschlange zeigt. Stanger wohnt in der Nähe der Botschaft und ging auf die Straße, nachdem sie Schreie hörte, erzählt sie dem KURIER.
Stanger befragt einen Mann, der vier Stunden lang gewartet und es nicht einmal in das Innere des Gebäudes geschafft habe. Außerdem soll es nur zwei Wahlkabinen und vier Stempel geben. "Ich selbst bin seit zwei Stunden vor Ort und in der Schlange ist kaum etwas weitergegangen", erzählt Stanger gegen 21 Uhr dem KURIER.
Die Stimmung beschreibt sie als "super aufgeheizt". Um 21 Uhr sollen Botschaftsmitarbeiter die Türen versperrt haben, rund 25 Polizisten seien vor der Botschaft postiert. "Der Großteil der Rumänen ist aber geblieben", berichtet Stanger von vor Ort , "sie protestieren und schreien 'Vrem să votăm! 'Wir wollen wählen!'". Die rumänische Botschaft war Sonntagabend für keine Stellungnahme erreichbar.
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