Grüne fordern Aufarbeitung der NS-Vergangenheit

Mit der "Carmen-Quadrille" von Eduard Strauß hatten ihm die Philharmoniker eine kleine programmatische Überraschung gemacht, da Jansons aus Gesundheitsgründen 2010 seinen Einsatz an der Staatsoper in der Bizet-Oper absagen hatte müssen. Dementsprechend ungebremst und wendig gestaltete er "seine" Quadrille.
Für die Wiener Philhamoniker gibt es wegen ihres Umgangs mit der Geschichte in der NS-Zeit weiter Kritik. Die Grünen fordern erneut eine Historikerkommission, diese lehnen die Philhamoniker bisher aber ab.

Die Philharmoniker kommen wenige Tage vor dem traditionellem Neujahrskonzert nicht zur Ruhe: Die Grünen üben erneut Kritik am Umgang des Orchesters mit der eigenen Geschichte in der NS-Zeit. "Noch immer deutet Orchester-Vorstand Clemens Hellsberg die Entstehung des Neujahrskonzerts im Jahr 1939 auf der offiziellen Website zu 'einer sublimen Erinnerung an Österreich' um und interpretiert diese sogar zu einer Art Widerstand", so der Grüne Abgeordnete und Historiker Harald Walser in einer Aussendung am Mittwoch. "Dabei haben Historiker nachgewiesen, dass das Konzert 'das Ergebnis einer nationalsozialistischen Kulturpolitik' ist," so Walser.

Die Grünen fordern deshalb nach wie vor die Einsetzung einer unabhängigen Historikerkommission: „Bis heute sind die Verantwortlichen bei den Wiener Philharmonikern nicht dazu in der Lage, den in den NS-Konzentrationslagern ermordeten Mitgliedern des eigenen Orchesters ein ehrendes Gedenken zu widmen. Gleichzeitig aber stört es sie nicht, dass sie einem verurteilten Kriegsverbrecher wie Baldur von Schirach noch 1966 einen Ehrenring verliehen haben", so Walser.

Für eine solche Aufarbeitung habe er schon vor zwei Jahren auf ausdrücklichen Wunsch des Geschäftsführers der Philharmoniker ein unter Mitarbeit von Fachhistorikern ausgearbeitetes Konzept erstellt, betonte Walser: „Jetzt müssen Nägel mit Köpfen gemacht werden. Nach einer kurzen Ausschreibung können Historikerinnen und Historiker schon Anfang nächsten Jahres ihre Arbeit aufnehmen. Mit ihrer sturen Haltung schaden sich die Wiener Philharmoniker nicht nur selbst, sie werfen als Staatsorchester auch einen Schatten auf die ganze Republik.“

Hellsberg lehnt ab

Hellsberg hat in der Vorwoche die Einsetzung einer Historikerkommission abgelehnt. "Es kann jeder Wissenschaftler, jeder Forscher kommen und sich das anschauen. Er wird in keiner Weise behindert", so der Orchestervorstand in den Ö1-Journalen. Bei der Verleihung des Ehrenrings an Schirach gehe er von einer "Einzelaktivität" aus, über die er im Archiv nichts gefunden habe. Die Homepage des Orchesters wiederum werde bis Mai 2013 neu gestaltet und ein eigenes Kapitel über die NS-Zeit enthalten.

Im Büro von Kulturministerin Claudia Schmied verwies man gestern auf Aussagen von vor Weihnachten. „Jede Institution ist gefordert, sich der Vergangenheit bewusst zu sein und sich mit der Vergangenheit zu befassen“, hatte die Ministerin den Philharmonikern ausgerichtet. Als eines der „renommiertesten Orchester weltweit“ sei man „eine Visitenkarte Österreichs“ und es sei wesentlich, sich der Vergangenheit zu stellen.

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