Wiener Lehrer marschieren am 1. Mai nicht auf

Michael Häupl und Werner Faymann am 1. Mai 2014.
Aus Protest gegen den provozierenden Sager Michael Häupls will man nicht an den Feierlichkeiten teilnehmen.

Der Zentralverein der Wiener LehrerInnen wird am 1. Mai nicht mit der restlichen SPÖ marschieren. Das teilte die Leitung des Verein am Freitag per Aussendung mit. Grund dafür: Man sei "schockiert" über die "diffamierenden Äußerungen", die Wiens Bürgermeisters Michael Häupl (SPÖ) im Zuge der Arbeitszeitdebatte getätigt hatte.

"Wenn ich 22 Stunden in der Woche arbeite, bin ich Dienstagmittag fertig"

Diese Aussage brachte die Lehrer zu dem Entschluss, die Feierlichkeiten heuer auszulassen.

Man wolle sich von der "Polemik des Bürgermeisters der, nur um einen politischen Sager zu platzieren, den Einsatz und das Engagement der Lehrer negiert" distanzieren, hieß es weiter. Deshalb werde man "als Zeichen der Entrüstung" das erste Mal in der hundertjährigen Geschichte des Vereins nicht an den Feierlichkeiten zum 1. Mai teilnehmen.

ÖGB fordert mehr Budget

Die neuerliche Debatte um die Ausweitung der Lehrerarbeitszeit beschäftigt seit Tagen die Innenpolitk. Auch die Gewerkschaft deponierte ihr striktes Nein zu zwei Stunden mehr Unterricht. Die Lehrervertreter warnten vor arbeitslosen Lehrern, der ÖGB will mehr Budgetmittel.

Beamtengewerkschafts-Chef Fritz Neugebauer stellte klar, dass mit ihm die Idee nach einer Ausweitung der Lehrerarbeitszeit um zwei Stunden keine Chance auf Realisierung hat. Auf die Frage, ob sein Nein zu Eingriffen ins Dienstrecht und Besoldung auch ein striktes Nein in Sachen Arbeitszeit bedeute: "Das ist so".

"Der öffentliche Dienst wird sicher nicht die Steuerreform zahlen", betonte er auch gegenüber dem KURIER - und verwies gleichzeitig auf die Nulllohnrunde der Beamten im Jahr 2013: "Wir haben gespart."

Schützenhilfe für den Wiener Bürgermeister kommt von der amtsführenden Stadtschulrätin von Wien, Susanne Brandsteidl. Sie spricht sich gegen Gegen "Denkverbote" in der Debatte um die Lehrer-Arbeitszeit aus. Zuletzt hatte Brandsteidls Vorgesetzter, der Wiener Bürgermeister Michael Häupl, mit seinem Spruch "Wenn ich 22 Stunden in der Woche arbeite, bin ich Dienstagmittag fertig" Pädagogen und Parteifreunde verärgert.

"Keine Frage, unsere Lehrer leisten einen fantastischen Job", stellte sie eingangs fest. Das könne gar nicht oft genug gesagt werden. Doch wer sich wegen Häupls Sager vor den Karren jener spannen lasse, die seit Jahrzehnten jede Bildungsreform verweigern, handle kurzsichtig.

Brandsteidl plädiert für eine "Ganztagsschule für alle Kinder, in der es normal ist, dass Schüler und Lehrer von 8 bis 16 Uhr da sind". Dass ein guter Unterricht auch Vor- und Nachbereitung braucht, stehe außer Frage. "Wie das Verhältnis von Unterricht und Vor- und Nachbereitung konkret aussieht, muss jedoch immer diskutabel sein."

In der aktuellen Debatte gehe "es nicht darum, die Lehrerarbeitszeit zu erhöhen. Was diskutiert wird, ist allein das Ausmaß der Lehrverpflichtung innerhalb der Arbeitszeit."

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