Am Tag des Energiegipfels war noch gerätselt worden, warum Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) dazu eingeladen hatte. In der ZiB 1 wurde sogar aufgrund von „gut informierten Kreisen“ spekuliert, dass die türkis-grüne Bundesregierung einem geplanten Strompreisdeckel in Wien zuvorkommen wollte. Diese Version war aber rasch begraben, als bekannt geworden war, dass es um eine Milliardenhilfe für den Energieversorger der Stadt Wien, die Wien Energie, gegangen ist.
Wobei Karl Nehammer im Vorfeld der Sitzung ebenfalls eine andere Fährte gelegt hatte. Er sprach von europäischen Lösungen, die angesichts des verrückten Energiemarkts notwendig wären. Tatsächlich war der Gipfel aber nur wegen der Wien Energie einberufen worden, die sich am Samstag mit einem Hilferuf an das Finanzministerium gewandt hatte. Allerdings vorerst nur mit ganz minimalen Angaben, wie es aus dem Umfeld des Kanzlers heißt.
Interessanterweise war dann nur der Geschäftsführer der Wien Energie, Michael Strebl, ins Bundeskanzleramt gekommen. Seitens der Stadt als 100-prozentiger Eigentümerin des Energieversorgers ignorierte man das Treffen. Im Rathaus heißt es, Michael Ludwig sei nicht eingeladen gewesen. Sein Stadtrat Peter Hanke (beide SPÖ) soll laut Bundeskanzleramt per Mail bereits zugesagt haben, blieb aber dem Gipfel dann ebenfalls fern. Mit der internen Begründung, dass es sich nur um eine „technische Sitzung“ gehandelt habe.
Was nicht der Fall war, denn neben dem Kanzler waren noch Finanzminister Magnus Brunner, Wirtschaftsminister Martin Kocher (beide ÖVP) und die grüne Energieministerin Leonore Gewessler sowie die Klubobleute Sigrid Maurer (Grüne) und August Wöginger (ÖVP) dabei. Weiters saßen noch Wolfgang Peschorn, Präsident der Finanzprokuratur, Verbund-Chef Michael Strugl und E-Control-Chef Wolfgang Urbantschitsch am Tisch.
Von den Wienern gab es am Tag darauf einen Brief an den Finanzminister, in dem Stadtrat Peter Hanke nun einen Finanzierungsbedarf von rund sechs Milliarden Euro deponierte. Zwischen Bürgermeister Michael Ludwig und Bundeskanzler Karl Nehammer gab es allerdings bis Montagabend keine Kontaktaufnahme. Was bei so einem Krisenfall mehr als verwundert. Und außerdem die notwendigen Diskussionen zwischen Bund und Stadt erschwert. Im Finanzministerium jedenfalls will man das Geld nicht so einfach locker machen, wenn die Wien Energie nicht endlich Zahlen - darunter auch die Boni der Manager - offen legt.
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