Deutschförderklassen: Wie viel Deutsch reicht für die Schule?
Die Deutschförderklassen der türkis-blauen Bundesregierung nehmen Gestalt an: Am Dienstag wurde bestätigt, dass ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann die Entwürfe für die ersten Lehrpläne in den verschiedenen Schultypen in Begutachtung geschickt hat.
Der KURIER beantwortet die drängendsten Fragen rund um die heftig diskutierten „ Deutschklassen“:
Was passiert in den „Deutschklassen“, und wann starten diese?
Die Idee ist es, Kinder mit mangelnden Deutschkenntnissen in eigenen Gruppen zusammenzufassen, um sie maximal vier Semester lang 15 bis 20 Stunden pro Woche nach einem eigenen Lehrplan in der deutschen Sprache zu unterrichten. Die neuen Lehrpläne sollen per 1. September in Kraft treten, allerdings ist die Zeit für eine verpflichtende Umsetzung zu kurz, sprich: Die Schuldirektoren können im beginnenden Schuljahr noch nach den bisherigen Lehrplan-Zusätzen bzw. Deutschförderplänen unterrichten lassen. Österreichweit verpflichtend sind die neuen Lehrpläne – und damit die Deutschförderklassen – erst ab dem Schuljahr 2019/20.
Wer muss eine „Deutschklasse“ besuchen?
Prinzipiell sind die Klassen für Kinder gedacht, die dem Unterricht aufgrund ihrer sprachlichen Defizite nicht folgen können und deshalb als außerordentliche Schüler eingestuft wurden. Für die Volksschule bedeutet das, dass Schüler „sach- und situationsgerecht reagieren und bei Bedarf nachfragen“ können müssen. Konkret heißt es im Lehrplan: „Die Schülerin/der Schüler kann über vertraute Themen ihrer/seiner Lebenswelt und Sachverhalte mit einem begrenzten Repertoire an Wörtern und Strukturen kommunizieren. Dabei kann sie/er noch elementare und das Verständnis störende Fehler machen.“
Sind die Kinder ständig getrennt von den anderen Schülern, die besser Deutsch sprechen?
Nein. In Zeichnen, Musik oder auch Turnen sollen die Kinder altersgemäß den normalen Regelklassen zugeteilt bleiben.
Wie viele Kinder sind betroffen?
Laut Bildungsministerium sind österreichweit geschätzte 30.000 bis 40.000 Schüler nicht in der Lage, dem Unterricht zu folgen. Allein in der Bundeshauptstadt Wien rechnet man mit 300 Deutschklassen.
Was sagen Experten zu den Deutschklassen?
Sprachwissenschafter und Pädagogen haben Zweifel, dass die Klassen den gewünschten Effekt erzielen. Der schwerwiegendste Einwand: Es ist empirisch belegt, dass eine Trennung von Schülern die Sprachentwicklung nicht fördert, sondern sogar behindert. „Sprache wird wesentlich durch soziale Interaktion erworben.
Diese entsteht vor allem dadurch, dass Schüler dazugehören, sich austauschen, miteinander spielen oder lernen wollen“, heißt es in einer Stellungnahme des Instituts für Germanistik der Universität Wien.
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