Wie sehr die Bevölkerung das Vertrauen in die Regierung verloren hat

Vier Männer stehen an Rednerpulten vor österreichischen und EU-Flaggen.
Ob Teuerung, Energie, Migration oder Klima – Mehrheit traut Koalition Bewältigung der Krisen nicht zu. Zwei Drittel plädieren für Preisdeckel. Mehrheit für Russland-Sanktionen beginnt zu bröckeln.

Lichtblicke in Krisenzeiten? Fehlanzeige. Zumindest, wenn es um die Politik und deren Vertreter geht.

Ein Grotßeil der Wähler traut der türkis-grünen Koalition nicht zu, die Herausforderungen der Gegenwart zu stemmen, geschweige denn, sie zu meistern. Sogar die eigenen Wähler zweifeln an der Regierung.

Eine Kurier-OGM-Umfrage zeigt die größten Sorgen der Österreicher bis Jahresende 2022.

77 Prozent der von OGM für den KURIER Befragten (812 CAWI-Online-Interviews) gehen davon aus, dass die Regierung die Teuerung wie auch die Versorgungskrise bei Gas nicht bewältigen kann. Ähnlich negativ das Votum in puncto Armutsbekämpfung (75 Prozent) oder Migration (70 Prozent). „Es herrscht ein Vertrauensverlust in die Politik, wohin man schaut“, sagt OGM-Chef und Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer. „Bei keiner größeren Aufgabe glaubt die Wählerschaft an Lösungskompetenzen der Regierung und auch die eigenen Anhänger trauen das ,ihren‘ Parteien mehrheitlich nicht zu.“

Eine Umfrage zeigt das Vertrauen in die Regierung bei der Bewältigung verschiedener Krisen.`

Am meisten Sorge bereitet den Menschen, wie die KURIER-OGM-Umfrage zeigt, dass die Preise für Energie, Treibstoff und Lebensmittel weiter steigen (40 Prozent) und es dadurch zu einem Anstieg von Armut und sozialen Problemen kommen kann respektive wird (21 Prozent). „Knapp jeder dritte Haushalt musste seine Ausgaben noch nicht reduzieren, aber 70 Prozent haben bereits in einigen Bereichen spürbar ihre Ausgaben eingeschränkt“, sagt Bachmayer. Dem gemäß gibt es einen „klaren Wunsch nach einem Preisdeckel. 67 Prozent sprechen sich dafür aus“.

Eine Umfrage zeigt: 67% sind für staatliche Preisdeckel, 46% wollen die Energiewende konsequenter vorantreiben.

Bemerkenswert: Trotz Teuerung (gerechnet wird derzeit für 2022 mit einem Rekordwert von 7,6 Prozent im Euro-Raum und 7,4 Prozent in Österreich ) will eine knappe Mehrheit an der Energiewende hin zu erneuerbaren Quellen festhalten. Der Grund dafür ist laut Bachmayer nicht die „plötzlich stark steigenden Neigung zum Klimaschutz, sondern die Sorge um die Versorgungssicherheit, Unabhängigkeit und Leistbarkeit bei Energie“.

Eine Umfrage zeigt, wo Menschen aufgrund der Teuerung Ausgaben reduziert haben.

Geändert hat sich indes nach 144 Tagen Krieg die Haltung zur Ukraine und Russland. „Die Stimmung zu den Sanktionen gegen Russland beginnt zu kippen und ist laut Umfrage bereits ausgeglichen pro-kontra“, analysiert der OGM-Chef. Die Mehrheit der Österreicher stehe weiterhin sehr deutlich hinter der Ukraine, aber „die Sanktionen werden wegen der galoppierenden Preise und Versorgungsängste schon etwas anders gesehen“.

Eine Umfrage zeigt: 32 % der Österreicher halten die EU-Sanktionen gegen Russland für richtig, 27 % für falsch, 35 % teils, teils.

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