Wie es zum ersten Duell Kern & Strache kam
Die Einladung war vor Wochen an beide ergangen. Dass FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zusagt, mit SPÖ-Chef Christian Kern im ORF-Radio-Kulturhaus ein Streitgespräch zu führen, war klar. Sich mit dem Kanzler verbal zu duellieren, wertet einen Oppositionsführer auf. Aber würde sich Kern darauf einlassen? Normalerweise geht ein Regierungschef nur in Wahlzeiten abseits des Parlaments öffentlich in den Infight. Im Kanzleramt erbat man Bedenkzeit – und gab dann den Sanktus.
Sowohl Strache als auch Kern bereiteten sich intensiv auf ihren Auftritt vor. "Der Kanzler auch mit Rollenspielen", weiß ein SPÖ-Mann. Das heißt: Ein Gegenüber mimte den FPÖ-Chef, Kern übte, zu agieren und zu reagieren.
Warum hat sich der Kanzler auf diese Konfrontation eingelassen? Seine Motivation dazu wird in der SPÖ so erklärt: Strache weiter zum Gottseibeiuns zu stilisieren, bringe nichts. Kern wolle ihn in der Sache stellen; es gehe "um inhaltliche Auseinandersetzung" – verbunden mit der Hoffnung, Wähler, die die SPÖ an die FPÖ verloren hat, zurückzugewinnen. Zudem habe Kern ja schon bei seinem Amtsantritt erklärt, "dass er das Gespräch mit allen Parteien suchen werde".
Rot-blaue Runde
Im Sommer hat es das in größerer Runde gegeben. Kern, Strache, SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder, der burgenländische SPÖ-Landeshauptmann Hans Niessl, sein FPÖ-Vize Johann Tschürtz und FPÖ-Landesrat Alexander Petschnig saßen am 8. Juli drei Stunden lang im Kanzleramt beisammen. Tags darauf ließ FPÖ-Bundespräsidentschaftskandidat Norbert Hofer wissen, das Treffen habe dazu gedient, "ein normales Gesprächsklima aufzubauen". Niessl, der mit den Blauen koaliert, sprach von "einem vernünftigen Gespräch in lockerer Atmosphäre". Auch abseits davon redeten Kern und Strache immer wieder informell miteinander.
Kerns Vorgänger Werner Faymann mied den Freiheitlichen so weit wie möglich. Und so war bemerkenswert, dass er sich im Jänner 2013 für den KURIER auf ein Streitgespräch mit diesem einließ. Die Debatte wurde heftig. Der SPÖ-Vorsitzende sagte zum FPÖ-Oberen: "Sie wollen alles zerschlagen." Dessen Konter: "Das ist zynische Panikmache."
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