Mehr Zuseherinnen und Zuseher hat diese Aufregung nicht gebracht. Die Durchschnittsreichweite der einzelnen Gespräche lag diesmal bei 629.000 Personen und einem Marktanteil von 25 Prozent. Ein Jahr davor konnte das Duo Julia Schmuck und Tobias Pötzelsberger immerhin noch auf durchschnittlich 723.000 Zuseher verweisen (27 Prozent Marktanteil). Zur Erinnerung: Da wurden die Gespräche auf der Terrasse des ORF-Mediencampus geführt.
Babler an der Spitze
Was diesmal überraschte: Nicht Herbert Kickl sondern der neue SPÖ-Chef Andreas Babler konnte den höchsten Zuschauerschnitt für sich verbuchen. 743.000 waren es beim neuen roten Bundesparteivorsitzenden, 715.000 beim blauen Parteichef, also um 28.000 weniger. Beide erzielten an ihrem Ausstrahlungstag einen Marktanteil von 30 Prozent. Damit lag Babler zwar noch um einiges hinter seiner Vorgängerin Pamela Rendi-Wagner, die im Vorjahr auf einen Zuschauerschnitt von 756.000 gekommen war. Aber er hatte dafür gesorgt, dass nicht Kickl automatisch die Nummer eins ist.
Sicherlich hat da mitgespielt, dass er der einzige Neuling in der Sommergesprächsarena war. Ein wenig hat er das aber auch seinem Kommunikationsteam zu verdanken. Die SPÖ war die einzige Partei, die am Tag des Sommergesprächs politisch ein Thema gesetzt hatte. Der Vorstoß für eine Vermögens- und Erbschaftssteuer wurde so offensiv angepriesen, dass dies als Ankündigung für das abendliche Interview zu verstehen war.
Kanzler nur Dritter
In der ÖVP hatte man auf so eine Finte verzichtet, obwohl Kanzler Karl Nehammer mit den 4,5 Milliarden Euro für eine bessere Kinderbetreuung eine attraktive Zukunftsansage mit im Gepäck hatte. Wie im Vorjahr musste sich der Regierungschef allerdings wieder mit dem dritten Platz begnügen. Mit durchschnittlich 668.000 Zusehern (Marktanteil 27 Prozent) rutschte er sogar unter die 700.000er-Grenze. Vor einem Jahr waren es noch 747.000 Personen gewesen. Karl Nehammer war übrigens der einzige Parteichef, der mit Anzug und Krawatte zum Interview ins Parlament gekommen war.
Den letzten Platz musste diesmal der grüne Vizekanzler Werner Kogler (424.000 Zuseher, Marktanteil 21 Prozent) übernehmen. Im Vorjahr war er noch vor Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger gelegen. Diese kam beim Start der ORF-Sommergespräche diesmal durchschnittlich auf 496.000 Zuseher (Marktanteil 19 Prozent). Der grüne Parteichef hatte allerdings auch das Pech, das sein Interview mit Susanne Schnabl am 14. August auf jenen Montag gefallen ist, der ein Fenstertag vor einem Feiertag (Mariä Himmelfahrt) gewesen ist.
Verzicht auf Aktualität
Es war nicht nur das dunkle Zimmerchen im Parlament, das diesen ORF-Sommergesprächen einen neuen Stempel aufgedrückt hat. Susanne Schnabl versuchte auch, diese sehr ruhig zu führen, ohne ständige Unterbrechungen. Was einmal mehr, einmal weniger gelungen ist.
Neu war auch, dass die Interviews bereits am Freitag aufgezeichnet und dann erst am Montag ausgestrahlt worden sind. Womit auch jegliche Aktualität ausgespart wurde. So war das Wochenende vor der Ausstrahlung des Sommergesprächs mit Beate Meinl-Reisinger durch heftige, zerstörerische Unwetter in Kärnten und der Steiermark gekennzeichnet. Im Sommergespräch konnte das keinen Platz mehr finden. Oder beim Interview mit Herbert Kickl: Da war am Freitag davor der Prozesstermin von Ex-Kanzler Sebastian Kurz publik geworden. Im Sommergespräch mit dem FPÖ-Chef war zwar eine grundsätzliche Frage zu Anklagen wie jener gegen Kurz mit dabei, der Prozess im Oktober konnte nicht mehr ausführlich besprochen werden.
Ein interessantes Detail am Rande: Die Analyse der Sommergespräche in der anschließenden ZiB 2 mit Moderator Armin Wolf, Politikwissenschafter Peter Filzmaier und jeweils einer Zeitungs- oder Magazinredakteurin hatte immer eine höhere Einschaltquote als das Interview davor. Von der Sendung Liebesg’schichten und Heiratssachen vor den Sommerinterviews gar nicht zu sprechen.
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