Widerstand kommt aus Wiener Pflichtschulen
Warum lehnt die Lehrergewerkschaft die Schulreform, wie sie geplant ist, ab? Aus vielen Schulen, vor allem aus den Bundesländern, gab es durchaus positive Signale, dennoch hatte Paul Kimberger, Sprecher der Lehrergewerkschaft schließlich erklärt: "Wir stimmen dem Paket nicht zu."
Wer den Grund der Ablehnung verstehen will, muss nach Wien schauen. Stephan Maresch, Chef der Wiener Pflichtschullehrer-Gewerkschaft, sagt zum KURIER: "Ich kann bestätigen, dass die Wiener Pflichtschullehrer innerhalb der Lehrergewerkschaft die meisten Bedenken bei der Bildungsreform haben. Weil die vorliegende Reform uns nicht weiterhelfen wird."
Dazu komme, dass junge Lehrer oft überfordert seien. "Manche schmeißen schon nach wenigen Wochen das Handtuch, es gibt bereits unter 30-Jährige, die unter Burnout leiden. Das sind für uns neue Phänomene."
Dazu komme, dass die Schulklassen im Wiener Pflichtschulbereich jetzt schon sehr heterogen sind. Über ganz Wien verteilt haben 50 Prozent der Kinder eine andere Umgangssprache als Deutsch. In den Volksschulen sind es 60 Prozent, in den Neuen Mittelschulen über 70 Prozent. "Und jetzt führt man zusätzlich die flächendeckende Inklusion ein (Sonderschulen werden aufgelassen und Kinder mit Beeinträchtigung in die Regelklassen integriert, Anm.). Das kann nicht funktionieren."
"Kein Limit mehr"Größtes Problem der Reform ist für Maresch aber die geplante Freigabe der Klassenschülerhöchstzahl (derzeit 25 Kinder). Das bestehende Gesetz werde in Wien jetzt schon nicht eingehalten. "Durch die Reform gibt es dann aber kein Limit mehr nach oben. Das wird zwangsweise dazu führen, dass die Schulbehörde einfach mehr Kinder in die einzelnen Klassen stecken wird. Weil es nicht anders geht. Und das können wir nicht akzeptieren."
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