Wem der steirische Neuwahl-Poker nützt

LH Schützenhöfer (ÖVP) und LH-Stv. Schickhofer (SPÖ)
In sieben Wochen wird der Landtag gewählt. Das Ergebnis vom Sonntag spielt da durchaus eine Rolle.

29. August. ÖVP-Landeschef Hermann Schützenhöfer steht in der Grazer Burg vor Dutzenden Journalisten. Er fühlt sich sichtlich nicht wohl, dass er eine Begründung finden muss, weshalb die Steirer ein halbes Jahr früher wählen sollen als geplant.

1. Oktober. Schützenhöfer sitzt im Steirischen Presseclub und sinniert im lockeren Plauderton über eben jene Neuwahlen. „Ich hoffe, wir ersparen uns einen so schmutzigen Wahlkampf wie im Bund. Der war teilweise unterste Schublade.“

Was liegt dazwischen? Eine für die ÖVP auf Bundesebene gut geschlagene, auf das steirische Ergebnis bezogene noch besser ausgegangene Nationalratswahl. Plus 7,4 Prozentpunkte an Stimmen heimste die ÖVP in der Steiermark ein, mehr als Sebastian Kurz’ Türkise im Bund zulegten.

Zu satte Funktionäre

„Noch hab’ ich keine Angst, wenn man dazu gewinnt“, kontert Schützenhöfer Fragestellern launig, die wissen wollen, ob gar so viel Rückenwind nicht wieder zu viel wäre. Wegen der Motivation zu satter Funktionäre, die glaubten, es sei alles gelaufen und sie müssten nicht mehr um potenzielle Wähler werben. „Landtagswahlen sind etwas anderes. Ich bin mit beiden Beine fest am Boden.“

Gemessen am Ergebnis des 29. September scheint der Neuwahl-Poker aus ÖVP-Sicht aufzugehen. FPÖ-Landesobmann Mario Kunasek dürfte sich derweil wohl wünschen, den Antrag auf Auflösung des Landtages nicht am 26. August eingebracht zu haben, denn für die Blauen in der Steiermark lief es noch schlechter als für die FPÖ bundesweit: 11 Prozentpunkte verloren die Freiheitlichen in der Steiermark, die 2017 zweitstärkste Partei im Bundesland waren. Jetzt liegen sie an dritter Stelle.

Kaum sieben Wochen noch und in der Steiermark wird gewählt, schon wieder. Längst haben sich die Parteien in Stellung gebracht. Auch wenn der Landeshauptmann eine ÖVP-Wahlkampfpause bis 4. November trommelt, so läuft die Maschinerie längst. Eine „Land der Talente“-Tour verkündete seine Parteizentrale, bei der Abgeordnete und Funktionäre Unternehmen in allen Bezirken besuchen werden. Start? Nicht November, sondern schon Montag, 7. Oktober.

Obst für Schüler

Schützenhöfers Pendant auf sozialdemokratischer Seite versucht erst gar nicht, den Wahlkampf zu kaschieren. Seit Beschluss der Neuwahlen, tritt SPÖ-Landesobmann Michael Schickhofer jeden Donnerstagvormittag alleine vor die Medien, um nach der wöchentlichen Regierungssitzung Beschlüsse zu berichten und Forderungen zu stellen. Gestern waren das Klimaschutz, Lebensmittelverschwendung und Obst für Schulkinder.

So sollten bei Ankäufen des Landes auch der -Ausstoß der Neuanschaffungen berücksichtigt und ein Gütesiegel für steirische Bioprodukte entwickelt werden. „Wer einen Klimaschutz-Landeshauptmann möchte, muss mich unterstützen. Dazu gibt es keine Alternative“, wirbt Schickhofer um Stimmen. Die SPÖ verlor in der Steiermark 5,9 Prozentpunkte bei den Nationalratswahlen, das liegt genau im Bundestrend.

Wem der steirische Neuwahl-Poker nützt

Doch für Schickhofer geht es um viel. Die SPÖ lag bei den Landtagswahlen 2015 knapp, aber doch vor der ÖVP. Den ersten Platz will Schickhofer halten, der zum ersten Mal als Spitzenkandidat antritt. Er sei ein anderer Typ als Bundesparteiobfrau Pamela Rendi-Wagner, wehrt Schickhofer Rückschlüsse auf ein mögliches Landtagswahlergebnis ab: „Auch Hermann Schützenhöfer ist nicht Sebastian Kurz.“

Kommentare