Weltraummministerin will Steuerung der Copernicus-Satelliten nach Wien holen

Weltraummministerin will Steuerung der Copernicus-Satelliten nach Wien holen
Wegen Brexit muss Büro des ECMWF aus Großbritannien absiedeln. Das brächte Prestige - und Arbeitsplätze.

Österreichs vergangene Regierungen wollen zumindest einen kleinen Vorteil aus dem Brexit, dem Austritt Großbritanniens aus der EU, ziehen.  Geplant war, zumindest eine der beiden EU-Agenturen, die in UK ihren Sitz hatten (Arzneimittel und Bankenaufsicht), nach Österreich zu holen. Der Plan scheiterte. Jetzt wollen Wissenschaftsminister Heinz Faßmann und Weltraumministerin Leonore Gewessler einen letzten Versuch starten. Diesmal stehen die Chancen deutlich besser, hofft die Spitzenpolitik.

Es geht um das „European Centre for Medium-Range Weather Forecasts“, kurz ECMWF, mit Sitz in Reading, einer kleinen Ortschaft westlich von London. Dieses „Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage“ hat als wichtigste Aufgabe die zwei Mal tägliche Berechnung von täglichen, mittelfristigen und globalen Wettervorhersagen, mit Prognosen für etwa zehn bis fünfzehn Tagen, wofür den Experten der heute 12-schnellste Supercomputer der Welt (Cray XC30) zur Verfügung steht.

Weltraummministerin will Steuerung der Copernicus-Satelliten nach Wien holen

Wesentlicher für Österreich ist aber der operationelle Betrieb des ECMWF von zwei Copernicus Diensten, die Klimawandel und Atmosphäre (inklusive CO2) überwachen. Diese Dienste liefern die weltweit besten Zahlen und Fakten zum Zustand des Klimas und der Atmosphäre, tragen wesentlich zum Klimaschutz bei und unterstützen nationale und internationale Anpassungsstrategien und konkrete Maßnahmen. Außerdem sind diese beiden Dienste primäre Daten- und Informationsquelle für das UN Klimabeobachtungssystem.

Diese Aufgaben werden bisher im Auftrag der Europäischen Kommission durchgeführt und über den EU-Haushalt aus dem Copernicus-Programm und ab 2021 aus dem EU-Weltraumprogramm mit rund 65 Millionen Euro pro Jahr finanziert. Es geht als nicht um eine klassische EU-Agentur, sondern um die Verlegung spezieller Copernicus-Dienste dieser internationalen Organisation. Notwendig wurde das wegen des Brexits.

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Heute, Mittwoch, stellen Faßmann und Gewessler im Ministerrat ihr Ansinnen vor. Eine Verlegung des Klimawandels- und Atmosphärenüberwachungsdienstes betreffe insgesamt 250 Mitarbeiter. Hinzu kommen zahlreiche Teilnehmer diverser Sitzungen und Konferenzen. Neben dem volkswirtschaftlichen Nutzen plädieren die Minister aber auch mit dem Prestige und der internationalen Wahrnehmung einer weiteren internationalen Einrichtungen in Österreich, zudem würde Österreich als Klimaschutz- und Forschungsstandort gestärkt.

Im Ministerratsvortrag heißt es zur Begründung: "Österreich hat mit seinen exzellenten universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen im Bereich Klima-, Umwelt- sowie Erdbeobachtung, insbesondere der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, dem Umweltbundesamt, der Universität für Bodenkultur, den Universitäten Wien, Innsbruck und Salzburg und den Technischen Universitäten Wien und Graz sowie als Sitzland des IIASA ausgezeichnete wissenschaftliche Voraussetzungen und Kooperationsmöglichkeiten. Weiters hat Österreich international sehr erfolgreiche Erdbeobachtungsunternehmen. Es wäre somit für das ECMWF ein professionelles Umfeld vorhanden und damit könnte sichergestellt werden, dass es seine Aufgaben im Sinne eines hohen europäischen Mehrwerts erfüllt."  

Faßmann sieht die Bewerbung als einmalige Chance für den Standort Österreich: „Das ECMWF spielt seit 35 Jahren eine zentrale Rolle bei der Entwicklung der weltbesten meteorologischen Vorhersagen. Es wäre ein riesen Erfolg, wenn wir wesentliche Teile der Einrichtung nach Österreich holen könnten. Wien ist als hoch attraktiver Standort für das Zentrum zu bewerten, da unsere Hauptstadt nicht nur mit ihrer hohen Lebensqualität und Internationalität punktet, sondern auch vielfältigen Austausch mit weltweit anerkannten Forschungsinstitutionen auf universitärer wie außeruniversitärer Ebene bietet“, heiß es gegenüber dem KURIER.

Für Gewessler würde eine erfolgreiche Bewerbung nicht nur zukunftsträchtige Wissenschaft nach Österreich bringen, sondern auch 250 Expertinnen und Experten: „Und das in einem Feld, das für unseren Kampf gegen den Klimawandel besonders wichtig sein wird. Wir werden uns gemeinsam intensiv darum bemühen, dass diese Einrichtungen nach Österreich übersiedeln“, sagt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.

Das Vergabeverfahren ist zweistufig: Bis Ende Mai sollen sich jene Staaten und Standorte melden, die ein Interesse haben. Eine formelles Angebot soll dann in der zweiten Stufe bis Ende September abgegeben werden. Der Rat des ECMWF, in dem Vertreter aller Zahlerländer sitzen, soll im Dezember endgültig entscheiden.

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