Was für und was gegen Alexander Van der Bellen spricht

Van der Bellen bei der Pressekonferenz am Sonntag
Wie hoch stehen die Chancen des Kandidaten aus den Grünen Reihen?

Auch wenn er als Unabhängiger antritt: Der ehemalige Parteichef Alexander Van der Bellen ist der erste Grüne, der ernsthafte Chancen hat, Bundespräsident zu werden. Was ihn noch stoppen könnte und welche Stärken er hat. Eine Analyse.

Was für Alexander Van der Bellen spricht:

  • Van der Bellen ist beliebt. Er wird über die Parteigrenzen hinaus geschätzt, und belegte in seiner Zeit als Grünen-Chef immer einen der vordersten Ränge bei den Bundespolitikern im OGM-Vertrauensindex. Van der Bellen galt stets als Ruhepol inmitten der hektischen Grünen und ist bekannt dafür, auch Andersdenkenden ernsthaft zuhören zu können.
  • Van der Bellen ist die erste Wahl. Im Gegensatz zu Rudolf Hundstorfer oder Andreas Khol ist er der klare Wunschkandidat seiner Partei und wurde bereits im Sommer 2014 als möglicher Anwärter für das Präsidentschaftsamt gehandelt. Van der Bellen hat sich vorbereitet, allein sein Antrittsvideo wirkt um einiges professioneller als jene seiner Mitstreiter.
  • Anders als Rudolf Hundstorfer, der direkt aus einem Regierungsamt heraus antritt, ist Van der Bellen seit einigen Jahren nicht in die große tagespolitische Themen verstrickt und bietet somit auch weniger Angriffsfläche.
  • Van der Bellen ist kein typischer Politiker. Schon als grüner Bundessprecher hat der Wirtschaftsprofessor eher das Image eines Nicht-Politikers vertreten. Seine bedächtige Art, sein Humor und Hang zur Selbstironie haben ihm viele Sympathiepunkte eingebracht. Damit kann er durchaus auch bei der potentiellen roten und bürgerlichen Wählerschaft Stimmen holen.
  • Seine Positionierung in der Flüchtlingsfrage. Während die SPÖ um eine Linie ringt, vertritt er eine klare Haltung. Außerdem verknüpft Van der Bellen, selbst Sohn estnischer Einwanderer, seine eigene Fluchtgeschichte geschickt mit Heimatverbundenheit und versucht das für seinen Wahlkampf zu nutzen. Bereits in seiner Antrittspressekonferenz unterstrich er, wie sehr ihm seine Heimat Österreich am Herzen liege, dieses Land, das ihm, „dem Flüchtlingskind“, große Chancen eröffnete. Damit appelliert er auch an konservative, patriotischere Wähler.

Was gegen Alexander Van der Bellen spricht

  • Anders als Andreas Khol und Rudolf Hundstorfer hat Van der Bellen keine Basis, wie etwa den schwarzen Seniorenbund oder die Fraktion sozialdemokratischer Gewerkschafter, die Stimmen für ihre Kandidaten mobil machen können.
  • Dass er seit einigen Jahren weg von der Bundespolitik ist. Seit er im Herbst 2012 vom Nationalrat in den Wiener Gemeinderat wechselte, musste er sich weder politisch unter Beweis, noch kritischen Interviewern stellen. Er könnte für das intensive Wahlkampfprogramm zu wenig gewappnet sein.
  • Seine antiblaue Haltung. Van der Bellen ist ein offener Gegner der FPÖ, sollte es zu einer Stichwahl mit Andreas Khol kommen, könnte das in Zeiten, in denen die Mehrheit der Bevölkerung rechts der Mitte angesiedelt ist, schwer für Van der Bellen werden.

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