"Waren nie die, die demonstrieren"

Stefan Schnöll
Sebastian Kurz übergibt am Samstag das Zepter in der JVP an Stefan Schnöll.

Lange Zeit wurde sie inner- und außerhalb der ÖVP belächelt, galt als realpolitisch unbedeutendster aller Volks-partei-Bünde: die Junge Volkspartei, vulgo JVP. Doch in den vergangenen acht Jahren brachte Sebastian Kurz die Jungschwarzen als Anführer, Aushängeschild und Hauptprogrammpunkt mit ins Zentrum der politischen Macht. Ein Beispiel dafür: Als Kurz im Frühsommer die ÖVP übernahm, waren in allen schwarzen Ministerien JVP-Mitglieder an den Schaltheben – die einzige Ausnahme: das Ressort von Kurz-Vorgänger Reinhold Mitterlehner. Heute stellt die JVP acht Nationalratsabgeordnete, so viele wie nie zuvor. In den Landtagen setzte der Aufwärtstrend schon vor mehreren Jahren ein, auch in Österreichs Gemeinderäten tummeln sich an die 3000 Jung-Schwarze, schätzt man in der Jugendorganisation.

Das hat, erzählt man in der ÖVP, fast ausschließlich mit dem Aufstieg von Kurz zu tun. "Er öffnete vielen von uns eine Tür, durch ihn wurden wir sicher ernster genommen", erzählt ein Jung-Schwarzer. "Früher", sagt JVP-Generalsekretär Stefan Schnöll zum KURIER, "waren wir eine normale Jugendorganisation, die intern nicht immer gehört wurde". Und heute? "Seit Kurz Obmann ist, sind wir gleichberechtigt mit ÖAAB und anderen Bünden". Auch durch das Aufkommen Sozialer Netzwerke in der politischen Kommunikation habe man intern an Einfluss gewonnen, sagt Schnöll. "Da hatten wir von Anfang an einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den älteren Bünden".

Und nun, acht Jahre nach dem Beginn des rasanten Aufstiegs der JVP, verlässt Sebastian Kurz die Spitze der Jugendorganisation. Am Samstagnachmittag gibt der ÖVP-Chef am JVP-Bundestag vor rund 700 Kurz-Jüngern seinen Abschied, den Platz an der Spitze übernimmt sein bisheriger Generalsekretär Schnöll.

Und dieser hat nicht vor, nun einen Kurswechsel der rund 100.000 Mitglieder starken Organisation zu vollziehen, sagt er. "Wir werden uns allerdings wieder etwas mehr auf den ländlichen Raum und die Attraktivierung der Lehre rückbesinnen", so der 29-jährige Abgeordnete. Ein Großteil der Mitglieder, erklärt er, komme schließlich vom Land.

Wird die JVP nun, da sie kein Regierungsmitglied mehr an der Spritze hat, etwas aktionistischer und aufmüpfiger auftreten? Nein, sagt Schnöll. "Wir waren nie die, die demonstriert und Schilder in Kameras gehalten haben". Die Ideen der JVP, sagt er, "wollen wir eher intern vorbringen". Unter einem Kanzler Kurz werden die Türen dafür wohl offenstehen.

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