Welche Wahlärzte in Österreich am teuersten sind
Einmal mehr sorgt ÖGK-Obmann Andreas Huss mit einer provokanten Forderung zur Sanierung des Gesundheitssystems für Debatten. Gegenüber Ö1 plädiert für Honorar-Obergrenzen für Wahlärzte. „Wir sehen, dass Wahlärzte das zehn- bis 15-Fache des Kassentarifs verlangen, das ist wirklich unzumutbar.“
Zur Erklärung: Aufgrund zu weniger Kassenärzte weichen immer mehr Patienten zu Wahlärzten aus, die in ihrer Tarifgestaltung frei sind. Sie können die Rechnung zwar bei ihrer Kasse einreichen, diese erstattet aber nur maximal 80 Prozent des Kassentarifs für die jeweilige Leistung, weshalb die Patienten mitunter auf beträchtlichen Summen sitzen bleiben.
Huss kann sich nach deutschem Vorbild eine Begrenzung auf das zweieinhalbfache des Kassentarifs vorstellen.
Wahlarzt-Kosten im Detail
Gegenüber dem KURIER präzisiert die ÖGK: Immerhin neun Prozent der Wahlärzte würden mehr als das 10-Fache des Erstattungsbetrages für ihre Behandlungen verlangen. Allgemeinmedizin, Chirurgie, Unfallchirurgie, Neurochirurgie, Orthopädie und Innere Medizin seien jene Fächer, die besonders von derart hohen Honoraren betroffen seien. „Im Durchschnitt, über alle Fachgebiete und Bundesländer hinweg lagen die Rechnungsbeträge in den vergangenen Jahren (2021 bis 2023) regelmäßig beim 2,7- bis 2,8-fachen der Erstattungsbeträge. Im letzten Jahr lagen sie beim 3-fachen der Erstattungsbeträge“, heißt es weiter bei der ÖGK.
Für Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer ist Huss’ Vorschlag nach einem Kostendeckel aber ein gänzlich unausgegorener. Begonnen damit, dass es in Deutschland, das Huss als Vorbild dient, gar keine Wahlärzte, sondern lediglich reine Privatärzte gebe. Abgesehen davon hätten Preiseingriffe nur in den seltensten Fällen die gewünschte Wirkung.
Seit Jahren werden leidenschaftliche Debatten um die Einschränkung der Wahlärzte geführt, deren Zahl massiv angestiegen ist, während jene der Kassenärzte stagniert. „Der Geist ist aber aus der Flasche, man kann die Wahlärzte nicht mehr abschaffen, weil sonst die Versorgung nicht mehr funktioniert“, so Pichlbauer gegenüber dem KURIER. Einzig mit einem attraktiven Kassenangebot ließe sich der Wahlarzt-Wildwuchs langfristig eindämmen.
Fast 12.000 Wahlärzte
Im Jahr 2000 gab es laut einer Statistik der Ärztekammer erst rund 4.400 Wahlärzte, mittlerweile sind es bereits fast 12.000. Die Zahl der ÖGK-Vertragsärzte ist in diesem Zeitraum bei rund 7.000 konstant geblieben. Insgesamt liegt der Anteil der wahlärztlichen Versorgung an der Gesamtversorgung laut ÖGK bei acht Prozent.
Abfuhr
Von der Ärztekammer erhält Huss für seinen Vorschlag ebenso prompt wie erwartbar eine Abfuhr: „Wir sind ein freier Arztberuf und da hat der Arzt selbst und sonst niemand das Recht, eine Rechnung zu stellen, die in seiner Höhe passt“, sagt Vizepräsident Edgar Wutscher.
„Honorarvorschriften für Wahlärzte werden die Kooperation und das Angebot nicht verbessern“, sagt auch Peter Lehner, Obmann der Sozialversicherung der Selbstständigen, der aber für mehr Kostentransparenz plädiert.
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