FDP-Chef: "Comeback wäre ohne Neos nicht möglich gewesen"
Der eine hat’s schon geschafft, der andere hofft auf Rückenwind aus Deutschland: FDP-Chef Christian Lindner, der ab kommender Woche Koalitionsgespräche führen wird, war am Mittwoch auf Besuch bei den Neos. Parteichef und Duz-Freund Matthias Strolz und er verteilten Flyer am Naschmarkt, betonten da Gemeinsamkeiten.
"Unser Comeback wäre ohne die Inspiration aus Österreich nicht möglich gewesen", sagte Lindner – er habe sich nach der desaströsen Wahlniederlage 2013 Ideen vom "politischen Start Up" Neos aus Österreich geholt.
Als "politisches Start-up" bezeichnete Lindner auch seine Partei nach deren Scheitern bei der Bundestagswahl 2013. Zuletzt konnte die FDP bei der Wahl respektable 10,7 Prozent erreichen und gilt nun als ernsthafter Kandidat für die künftige Regierung. Nun löste Lindner sein Versprechen ein, im Falle eines Erfolgs Wahlkampfhilfe für die Neos zu leisten. "Es ist gut gelaufen, herzliche Gratulation", meinte auch Strolz.
Strolz betont Freiheitsliebe
"Zeige mir deine Freunde und ich sage dir, wer du bist", freute sich Strolz über die Hilfe wenige Tage vor der Nationalratswahl. Neos und FDP verbinde viel: Neben der Freiheitsliebe etwa der Einsatz für Nachhaltigkeit und Eigenverantwortung sowie die Schwerpunkte Bildung, Europa, Digitalisierung und Unternehmergeist. Beide Parteichefs hoffen zudem, dass sich in den jeweiligen künftigen Regierungen die pragmatischen Kräfte durchsetzen werden.
"Verprollte" Umgangsweise
Zu den Regierungsverhandlungen in seinem Land betonte Lindner, dass er mit seiner Partei eine Trendwende erreichen wolle: Weg von der "sozialen Umverteilung", hin zur Bildung. In der Zuwanderungspolitik sieht er sich in der Mitte zwischen "dumpfer Abschottung" und "Naivität" in dieser Frage. Zudem hofft der FDP-Chef, dass die rechte AfD lediglich ein deutsches Phänomen bleibe. Die Kultur habe sich allerdings verändert: Die Debatte sei "verroht", die Umgangsweise "verprollt".
"Jetzt geht's zur Wurst"
Die Wahlkampf-Hilfe Lindners erschöpft sich nicht im gemeinsamen Auftritt. Mittwochnachmittag begleitete er Strolz, Irmgard Griss und Beate Meinl-Reisinger bei einer Tour durch den Wiener Naschmarkt. Während es für die Neos bei der Wahl am Sonntag um die Wurst geht, sagte Strolz am Naschmarkt: "Jetzt geht's zur Wurst". FDP-Chef Lindner durfte dabei nicht nur eine kulinarische Ikone zu sich nehmen, sondern ließ von Strolz auch das Geheimnis lüften, warum Wiener in Österreich Frankfurter heißen: "Zu den eigenen Leuten will man nicht Würstel sagen."
"Rückenwind und Rückenstärkung in den letzten Tagen und auf den letzten Metern" ist für den Neos-Spitzenkandidaten der Besuch der deutschen Schwesterpartei. Mit den bei der bei der Bundestagswahl erreichten 10,7 Prozent könnte auch Strolz leben: "Würden wir nehmen, das Ergebnis." Als gebündelte "pro-europäische Kraft" ging es für Lindner dann auch durch die Gastro-Meile, ein enger Terminplan hatte den NEOS-Chef allerdings schon davor zum Abzug gezwungen.
"Ist das die Lunacek?"
Dabei machte es auch nichts aus, dass Lindners Antlitz nicht allen Wienern geläufig ist. Vielmehr dürften sich die Neos noch ein paar Tage mehr zum Wahlkämpfen wünschen, wie die Frage einer Marktbesucherin beim Anblick der pinken Ballons und Griss verdeutlichte: "Ist das die Lunacek?"
Für den Abend ist eine Diskussionsveranstaltung unter dem Motto "German Mut trifft Heimat großer Chancen" im Stadtkino im Künstlerhaus geplant.
Ein ausführliches Interview mit FDP-Chef Christian Lindner lesen Sie demnächst auf kurier.at und am Donnerstag im KURIER.
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