Verschwieg Gudenus Kontakte zu Ibiza-Video-Drahtziehern?
Im Strafverfahren gegen die Hintermänner des Ibiza-Videos schießt sich der Staatsanwalt jetzt auf Ex-FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus ein: „Es besteht der Verdacht, dass Johann Gudenus und Tajana Gudenus in ihren Vernehmungen […] wesentliche, für die Ermittlungen relevante Umstände verschwiegen haben dürften“, schreibt der aktführende Staatsanwalt an seine Kollegen bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA).
Insbesondere betrifft es Angaben „hinsichtlich der Anbahnung des Kontakts zu Detektiv Julian H., zu Anwalt Ramin M. und zum Lockvogel Alyona Makarov. Auch die Zahl der Kontaktaufnahmen zu Julian H. – sowohl vor als auch nach Entstehung des Videos“ solle nicht stimmen.
Zugleich dürfte Gudenus „widersprüchliche Angaben zum Ablauf jener Nacht auf Ibiza“ gemacht haben, in der das Video aufgenommen wurde. Generell soll Gudenus „Erinnerungslücken“ haben.
Zur Erklärung: Die Staatsanwaltschaft Wien leitet die Ermittlungen gegen die Ibiza-Video-Macher, die WKStA prüft mutmaßliche Geldflüsse an FPÖ-Funktionäre und Partei-Vereine auf strafrechtliche Tatbestände sowie die umstrittene Postenbesetzung bei den Casinos Austria. Es sind insgesamt vier Ermittlungsverfahren anhängig.
Feine Zusammenarbeit
Die Korruptionsstaatsanwaltschaft beschlagnahmte im Zuge von Hausdurchsuchungen zahlreiche Smartphones, Tablets und Laptops von Strache, Gudenus & Co. Die Wiener Anklagebehörde ersuchte nun die Schwesterbehörde WKStA (im Zuge der Amtshilfe) um Zugriff auf die sichergestellten Handys und Laptops von Johann Gudenus und seiner Frau sowie auf das Handy von Heinz-Christian Strache. Doch mit diesem Ersuchen ist der Wiener Staatsanwalt abgeblitzt.
Eine Oberstaatsanwältin schrieb Ende Oktober dem Wiener Kollegen: Die WKStA „teilt mit, dass nach Ansicht der WKStA die rechtlichen Voraussetzungen für die Entsprechung des Amtshilfeersuchens“ derzeit nicht vorliegen. Außerdem fehle dafür eine „konkrete Begründung“. Oder anders gesagt: Dem Wiener Staatsanwalt wird der Zugriff auf die Datenträger Johann Gudenus’ vorerst verwehrt. Gudenus ist in Sachen Herstellung des Ibiza-Videos kein Beschuldigter.
Kontaktaufnahme
Laut WKStA soll Gudenus aber auch das Passwort eines Tablets, das bei Gudenus im Tresor gefunden worden war, nicht herausgerückt haben. Die Ermittlungsbehörden warten bereits seit Ende August vergeblich auf das Passwort. Diesbezügliche spätere Kontaktaufnahmen mit dem früheren FPÖ-Klubobmann sollen laut Aktenlage durchwegs fehlgeschlagen sein.
Indes bestreiten Johann Gudenus und seine Frau alle Vorwürfe. „Mein Mandant Johann Gudenus hat keine falschen Angaben gemacht und wissentlich nichts weggelassen. Die Staatsanwaltschaft kann diesen Vorwurf offensichtlich auch nicht begründen“, sagt Volkert Sackmann, Verteidiger von Gudenus zum KURIER. Sein Mandant sei gerade dabei, den Sperrcode für das alte Tablet aufzutreiben. Sackmann: „Ich sehe dem Ganzen sehr gelassen entgegen.“
Inzwischen ist auch bestätigt, dass der Sohn des ehemaligen Kanzlers Christian Kern als Zeuge einvernommen wurde. Wie erwartet, soll seine Einvernahme sehr wenig gebracht haben.
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