Personal-Notstand: Österreichs Urologen schlagen Alarm

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In einem Papier weisen die heimischen Urologen auf dramatische Personal-Engpässe hin. In Spitälern müssten Patienten nach Dringlichkeit gereiht werden.

Immer mehr medizinische Fächer sind von massiven Personalnöten betroffen. In einem neunseitigen Hilferuf wenden sich nun auch die urologischen Primarärzte und der zuständige Berufsverband an die Öffentlichkeit. 

Grund ist „der besorgniserregende Status quo“ der urologischen Versorgung in Österreich.

Mittlerweile müssten aufgrund der Engpässe im stationären Bereich tagtäglich Triagierungen vorgenommen werden. Das heißt: Patienten mit größerer medizinischer Dringlichkeit müssten gegenüber anderen Patienten vorgezogen werden, die zwar weniger gefährliche, aber ebenso belastende Symptome aufweisen würden. 

Letztere müssten dann „zum Teil monatelang auf einen notwendigen Eingriff warten“, heißt es in dem Papier, das in einer Sitzung der Fachgremien formuliert wurde.

Die Experten warnen vor bleibenden gesundheitlichen Schäden aufgrund von Behandlungsverzögerungen sowie negative Auswirkungen auf die Volkswirtschaft, die durch die langen Wartezeiten auf Operationen und den damit verbundenen längeren Krankenständen entstehen.

Ursache für die Engpässe sei Personalknappheit – nicht nur bei den Ärzten, sondern auch im Pflegebereich, heißt es weiter. Um nichts besser sei die Lage außerhalb der Spitäler: „Der niedergelassene Bereich ist strukturell unter den derzeitigen Bedingungen nicht in der Lage, die extramural (außerhalb des Spitals, Anm.) durchführbaren Leistungen zu übernehmen“, warnen die Ärzte.

Und weiter: „Verschärft wird diese Mangelsituation durch die fehlende flächendeckende Versorgung geriatrischer Patienten, die notgedrungen mit Spitalsbetten kompensiert wird, wodurch wiederum zunehmend die Kernkompetenz urologischer Abteilungen blockiert wird.“

Zahlreiche Vorschläge

So weit der Befund. In ihrem Schreiben fügen die Mediziner aber auch eine lange Liste an Vorschlägen an, wie die urologische Patientenversorgung wieder gesichert werden könnte.

Neben den üblichen Forderungen zur Verbesserung des Arbeitsalltags der Ärzte (zum Beispiel weniger Bürokratie, Anpassung des Honorarkatalogs) setzt man sich auch mit dem Mangel an Pflegepersonal auseinander. Schließlich würde dabei Österreich pro Kopf gerechnet deutlich schlechter als etwa Deutschland und die Schweiz liegen. 

Die Ärzte sprechen sich für die Rekrutierung von Personal vor allem im Inland aus, denn: „Das Abwerben ausländischer Fachkräfte verschiebt den Personalmangel von uns in deren Herkunftsländer, ist kulturell nicht unproblematisch und ethisch fragwürdig.“

Für den niedergelassenen Bereich, wo aufgrund ausgeschöpfter Behandlungskapazitäten monatelange Wartezeiten auf Termine bestünden (was die Patienten erst recht wieder ins Spital oder in die Privatmedizin treiben würde) haben die Ärzte ebenfalls Vorschläge: So müssten etwa die erlaubten Vollzeitstellen für Anstellungen bei Kassenordinationen erhöht werden. Zum Beispiel auf zwei Fachärzte bei Einzelordinationen und auf mindestens vier bei Gruppenpraxen.

Wichtig sei auch „eine maximale digitale Vernetzung“ zum Datenaustausch zwischen den Krankenhäusern und den niedergelassenen Ärzten. Dies sei Voraussetzung für eine „präzise und ressourcenschonende Zusammenarbeit beider Bereiche“, betonten die Urologen.

Noch nicht abschätzbar sei hingegen, inwieweit der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Robotertechnologie im Pflegebereich personalsparend sein könne. „Auf jeden Fall sollte das Tor weit offen gehalten werden für Innovationen, die Ressourcen für andere Bereiche frei machen können.“

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