Umstritten: FPÖ ehrt Trümmerfrauen alleine

Kunasek, Kickl.
Konflikt um Denkmal auf Mölker Bastei: „Angemessene Würdigung“ oder „verzerrende Erzählung“?

„Endlich eine angemessene Würdigung“ für die Trümmerfrauen sei das auf FPÖ-Vermittlung zustande gekommene Denkmal auf der Mölker Bastei, freut sich Parteichef Heinz-Christian Strache. Auch wenn der Schöpfer der etwa 1,80 Meter großen Bronzeskulptur, Magnus Angermeier, bei der Präsentation betonte, die Figur stehe für "alle Frauen", die seit Tausenden von Jahren an Kriegsleid "die größten Opfer" bringen müssten.

Errichtet wurde Angermeiers Monument auf dem Privatgrund des Investors Siegmund Kahlbacher, der auch die 60.000-Euro-Rechnung für das Kunstwerk übernahm.

Weil die Wiener Stadtregierung die Errichtung eines Denkmals für die Trümmerfrauen immer wieder „torpediert“ und damit einer ganzen „Opfergruppe das Andenken verwehrt“ habe, war die Enthüllung am Montag jedenfalls eine „große Freude“ für den Vizekanzler.

Keine homogene Gruppe

Der Begriff Opfergruppe ist freilich schon das Problem der angesprochenen SPÖ: Historiker stünden dem Denkmal "ablehnend gegenüber", weil es eine „verzerrende Erzählung über  Trümmerfrauen als Akteurinnen vor Ende des Zweiten Weltkriegs transportiert", sagt die zuständige Sprecherin für Erinnerungskultur, Sabine Schatz. Auch die FPÖ sollte diese "Kritiken und Bedenken von Experten" ernst nehmen.

Bedenken wie jene von Margarethe Szeless. Die Kunsthistorikerin hat über das Thema geforscht und kritisiert die „Heroisierung“ der Frauen, die den Schutt oft nicht aus reiner Selbstlosigkeit weggeräumt hätten: Einige wären zwangsverpflichtete Ex-Nationalsozialistinnen gewesen, andere hätten es für eine Extraration Essensmarken getan. Sie wolle "in keinster Weise" die Arbeit der Frauen schmälern; es wäre aber eine "höchstgradig stigmatisierte Arbeit" gewesen, erklärt Szeless gegenüber dem KURIER.

"Verkürzte" Erzählung in Schulbüchern

Die Forscherin versteht auch die Zurückhaltung der SPÖ in der Angelegenheit: Man wolle wohl "kein verkürztes Geschichtsbild weiterschreiben", sondern lieber "kritisches Bewusstsein erzeugen". Ohnehin sei die dominante Erzählung - "auch in Schulbüchern" - eine "sehr verkürzte Version der Geschichte".

In den Illustrierten der 40er- und 50er-Jahre wären die Trümmerfrauen übrigens noch gar nicht vorgekommen, erzählt die Wissenschaftlerin. Erst in den 1960ern sei das Thema aus der DDR nach Österreich übergeschwappt.

Jedenfalls sei das Thema „sehr kontroversiell“, darum wäre eine andere, "multiperspektivischere", Form der Erinnerung als ein „in Stein gemeißeltes“ Denkmal passender gewesen, meint Szeless.

Für die ÖVP-Regierungsriege war die Sache jedenfalls zu kontroversiell: sie hielt sich geschlossen von der Einweihung fern.

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