Lehrer fordern "Abkühl-Klassen" für Störenfriede

Sie sind bemerkenswerte „Hot Spots“ der Keime: Über die Hände wird das Gros aller Infektionskrankheiten übertragen, für Grippe und grippale Infekte gilt das besonders.
Jeder zweite Lehrer beklagt Stressklima im Unterricht. Die Gewerkschaft will mehr Personal.

Im November werden die Personalvertreter im Öffentlichen Dienst neu gewählt. Und so sind diese derzeit besonders rührig im Sinne ihrer Klientel. So auch jene der Pädagogen. "Wir lassen uns unsere Lehrerinnen und Lehrer nicht schlechtmachen!" lautet der Kampfruf der Gewerkschaft der Pflichtschullehrer. Sie wollen aufzeigen, wie schwer es diese hätten. Ein Online-Umfragetest unter Pflichtschullehrern im Mai und Juni dieses Jahres (6232 der 70.000 machten ihn) habe ergeben, dass sich diese gestresster fühlen als etwa Ärzte. Am meisten belaste sie, wenn Schüler im Unterricht stören: 55,1 Prozent der Befragten hätten angegeben, das sei häufig bis ständig der Fall. "Leidtragende sind ja auch die Kinder, vor allem die schwächsten. Die verlieren bei jeder Störung den roten Faden", sagt Gewerkschaftschef Paul Kimberger. Nur 20,5 Prozent der Lehrer könnten unbehelligt in der Klasse arbeiten.

Lehrer fordern "Abkühl-Klassen" für Störenfriede
Und so begehren Pädagogen und Standesvertreter mehr Personal: Zusatzlehrer, Psychologen, Sozialarbeiter. Zudem möchte Kimberger "Time-out-Klassen" wie in Skandinavien. In die sollten Schüler kommen, die wegen ihres Verhaltens in der Stammklasse "nicht mehr tragbar" seien. Dort sollten sie so lange "betreut und gefördert werden, bis man sie wieder in die ursprüngliche Klasse integrieren kann".

Nicht nur dafür seien mehr Leute nötig. Und so fordert Kimberger, wie schon bei den Verhandlungen zum neuen Lehrerdienstrecht, 14.000 zusätzliche Kräfte. "Damit kämen wir auf die durchschnittliche Zahl der OECD-Länder." Die Regierung hat 2000 weitere zugestanden. "Bis heute ist aber kein Einziger des zugesagten Personals an einer Schule aufgetaucht", sagt der Gewerkschaftsboss.

Kampagnen

Für ihre Anliegen werden Kimberger & Co nun kampagnisieren. Mit Plakat-Slogans wie "Wer die Schule Jahr für Jahr neu erfindet, wird bald keine mehr haben" und "Lehrer/innen-Bashing kann die Bildungspolitik nicht ersetzen". Ein Rüffel für die Regierenden, die sich "von Finnland etwas abschauen könnten. Dort kommt kein Politiker auf die Idee, sich auf Kosten der Lehrer zu profilieren."

Wie reagiert Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek auf die Klagen? "Ich bin selbst 18 Jahre lang in der Klasse gestanden, kenne die Herausforderungen, vor denen Lehrerinnen und Lehrer stehen. Dass wir sie bestmöglich unterstützen und wertschätzen, ist auch mein Ziel."

Kommentare