Umfrage: Rendi-Wagner punktet bei Rot, Grün und Pink

SPÖ-PRÄSIDIUM UND BUNDESPARTEIVORSTAND: RENDI-WAGNER
OGM-Umfrage: Bures hätte bessere Startchancen bei SPÖ-Wählern, Rendi-Wagner wirkt breiter. Gegenwind für Kerns EU-Ambitionen

Die neue SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner „hat eine Herkules-Aufgabe zu stemmen“, sagt Wolfgang Bachmayer im KURIER-SchauTV-Gespräch. „Denn: Sie muss eine zerrissene, zerstörte und völlig am Boden liegende Partei zusammenhalten.“ Die gestern Vormittag offiziell nominierte Nachfolgerin von Christian Kern ist in den Augen der Wähler nicht die Top-Favoritin, startet aber mit Vorschuss-Lorbeeren.

Zugetraut hätten es die Befragten in der jüngsten OGM-Umfrage am ehesten dem ehemaligen Verteidigungsminister und Neo-SPÖ-Burgenland-Boss Hans Peter Doskozil. Auf Platz zwei rangieren praktisch ex aequo die zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures und die ehemalige SPÖ-Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner.

Innerhalb der SPÖ-Wählerschaft ist das Wunsch-Nachfolgebild an der Spitze ein anderes: Eindeutig weiblich – mit leichter Schlagseite für die Zweite Nationalratspräsidentin und ehemalige SPÖ-Ministerin. 20 Prozent der deklarierten Sympathisanten der Roten sprachen sich für Doris Bures aus, die dereinst Christian Kern, als er noch ÖBB-Chef war, absprach, ein guter Politiker sein zu können. Mit 18 Prozent auf Platz zwei rangiert Rendi-Wagner, die Kern als Kanzler zur Gesundheitsministerin machte.

Breiterer Appeal

Rendi-Wagner hat eine hohe Akzeptanz bei den jungen, städtischen Wählern“, sagt Bachmayer, „doch sie ist im Gegensatz zu Bures nicht in der Partei verankert“. Die künftige SPÖ-Chefin „hat aber deutlich mehr Zustimmung bei Anhängern von Neos, Pilz und Grünen als Bures“. Bures wiederum hat einen enorm hohen Zuspruch bei älteren Wählern und im ländlichen Raum. Umgekehrt ist das Verhältnis bei den Geschlechtern: Bures hat eine höhere Akzeptanz bei Frauen, Rendi-Wagner bei den Männern.

Mit kräftigem Gegenwind muss der scheidende SPÖ-Chef Christian Kern bei seinen neuen politischen Plänen rechnen. „Das ist nicht mein Stil, mit dem Bihänder auf Leute einzudreschen,“ argumentiert Christian Kern am Dienstag in einer überraschend einberufenen Pressekonferenz, warum er von der Oppositionsbank abtritt, um am europäischen Parkett aufzutreten.

"Warum eigentlich, Herr Bachmayer?"

Schwerer EU-Neustart

Doch kann er das? Erfolgreicher SPÖ-Spitzenkandidat bei der EU-Wahl am 26. Mai 2019 sein, nachdem er der kürzest dienende Kanzler und SPÖ-Chef der Zweiten Republik war? 53 Prozent der Österreicher glauben nicht an Kerns Erfolg – so das zweite Haupt-Ergebnis der aktuellen OGM-Umfrage für den KURIER. Nur 29 Prozent der Befragten gehen „eher von mehr Erfolg“ aus. Und selbst Kerns eigene Klientel, die SPÖ-Wähler bei der Nationalratswahl 2017, hegen Zweifel. Nur 41 Prozent glauben, dass Kerns Engagement Erfolg beschieden sein wird. 30 Prozent glauben an einen Misserfolg.

Geht es um des Ex-Kanzlers hehres Ziel, Nummer Eins der europäischen sozialdemokratischen Fraktion zu werden, ist die Skepsis gar noch größer. 64 Prozent aller Befragten trauen ihm das Erreichen des Ziels nicht zu. Selbst in der eigenen Wählerschaft geht lediglich eine knappe Mehrheit von 42 Prozent davon aus, dass die anderen sozialdemokratischen Parteien Kern zum Spitzenkandidaten ihrer EU-Fraktion küren werden. 37 Prozent der SPÖ-Wähler gehen davon aus, dass der ehemalige ÖBB-Chef nicht erfolgreich sein wird; 21 Prozent geben dazu gar keine Stellungnahme ab.

Umfrage: Rendi-Wagner punktet bei Rot, Grün und Pink

Troublemaker Kern

Christian Kern wäre der prototypische Kandidat für diesen Posten gewesen“, sagt OGM-Chef Wolfgang Bachmayer. Mit der Betonung auf „wäre“, denn sein überraschender Abgang an der Spitze der Sozialdemokratie und die Art und Weise des Wie hat nicht nur ihm selbst, sondern auch der Partei nachhaltig geschadet. 45 Prozent der von OGM Befragten sagen, dass Kerns Abgang mittel- bis langfristig der Partei mehr Probleme bescheren wird. Bei den SPÖ-Wählern sind es gar 54 Prozent; 41 Prozent gehen aber davon aus, dass die Partei ohne Kern nun mehr Chancen haben werde als mit ihm.

Offenbar gilt ab sofort in der SPÖ: Der König ist tot, es lebe die Königin.

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