Umfrage: Eltern erleben AHS oft als "veraltete Parallelwelt"

Schulen sollen digital aufgerüstet werden
Während des ersten Lockdowns im März und April hatten Eltern mehr Einblick ins Schulleben. Es brauche eine grundlegende Neuausrichtung der Lehrpläne.

Eltern nehmen die AHS oft als mehr und mehr von der Lebensrealität entkoppelte, "veraltete Parallelwelt" wahr. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des MCI Management Center Innsbruck (1.688 Befragte im Juni und Juli). Zwar werde Selbstorganisation, die aus Sicht der Eltern wichtigste Fähigkeit ihrer Kinder, vergleichsweise gut vermittelt. Andere als wichtig eingeschätzte Fähigkeiten wie Selbstreflexion, kreative Lösungen, Neugier oder Freude am Lernen kämen indes zu kurz.

"Während des ersten Lockdowns im März und April hatten Eltern mehr als sonst Einblick in das Schulleben ihrer Kinder", betont Studienleiter Nils Mevenkamp, Professor für Statistik und empirische Sozialforschung am MCI, in einer Aussendung. Die Ergebnisse der Umfrage würden dadurch ein durchaus repräsentatives Stimmungsbild der an den schulischen Belangen interessierten Eltern liefern.

Viele von ihnen seien besorgt, dass ihre Kinder in ihrer Neugier und Leistungsfähigkeit nicht genug unterstützt und in ihrer Entwicklung zu sehr normiert werden, schildert Mevenkamp. Zugleich bestehe ein Gefühl der Ohnmacht gegenüber Lehrpersonen und dem Diktat von Lehrplänen, heißt es in der Studie, die in Zusammenarbeit mit dem Bundeselternverband der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen und dem Hauptverband der Elternvereine an den katholischen Privatschulen durchgeführt wurde.

Moderne Allgemeinbildung dürfe aus Sicht der Eltern kein Selbstzweck, sondern müsse immer lebensnahe Bildung sein, die der zunehmenden Komplexität der Welt gerecht werde, fasst Mevenkamp zusammen. Dementsprechend sollten aus deren Sicht Zahlen- und Faktenwissen auf ein notwendiges Mindestmaß beschränkt und stattdessen auf die Erarbeitung von Zusammenhängen und Anwendungen quer zu den Fächern gesetzt werden.

Es brauche daher eine grundlegende Neuausrichtung der Lehrpläne und ein Abgehen vom Unterricht in einzelnen, klar voneinander abgegrenzten Schulfächern. Stattdessen wünschen die Eltern sich der Befragung zufolge u.a. projektbezogene Unterrichtsformen, tägliche körperliche Bewegung, eine positive Fehlerkultur und dass ihre Kinder als eigenständige Persönlichkeiten akzeptiert und gefördert werden. Es sollte daher nach Meinung der befragten Eltern schon in der Ausbildung geprüft werden, ob Lehrer sich tatsächlich berufen fühlen. Sie wollen Lehrern außerdem regelmäßig (auch positives) Feedback geben, fordern verbindliche Weiterbildungen für alle Lehrer und erwarten von den Dienstgebern, sich von unprofessionellen Lehrern im Einzelfall auch zu trennen.

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