TV-Duell: Spindelegger gegen Strache
Die Konfrontationen gehen in die nächste Runde: Diesmal duellieren sich Michael Spindelegger und Heinz-Christian Strache, moderieren wird Ingrid Thurnher. Der KURIER begleitet Sie via Live-Blog durch das TV-Duell. Die Konfrontation zwischen Werner Faymann und Eva Glawischnig können Sie hier nachverfolgen.
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TV-Duell: Spindelegger gegen Strache
Mögliche Koalitionen: Für die ÖVP ist nach Aussagen ihres Vorsitzenden eine Partei mit einer derart Europakritischen Haltung wie die FPÖ nicht als Koalitionspartner tragbar. Für die FPÖ ist mehr direkte Demokratie eine zentrale Koalitonsbedingung.
Für den Fall, dass er Dritter wird, kündigt Michael Spindelegger seinen sofortigen Rücktritt an.
Ingrid Thurnher verabschiedet sich von den beiden Diskutanten. HC-Sprechchöre. Eine kleine La-Ola-Welle auf der Seite von Spindelegger. Vorhang.
Zukunft des Euro: Spindelegger spricht sich klar für den Euro aus und warnt davor, die Debatte über den Euro Strache oder Stronach zu überlassen. Strache will - wie bekannt - die starken und schwachen Volkswirtschaften trennen.
EU-Budget: Der Vizekanzler verteidigt das Ergebnis der hitzigen Budgetverhandlungen. Eine Halbierung der Beiträge - wie von Strache gefordert - sei ohnehin erst 2019 möglich. Er warnt davor, dass durch niedrigere Zahlungen Österreichs auch die Rückflüsse etwa an die heimischen Bauern sinken würden.
Heinz-Christian Strache will durch selbstbewusstes Auftreten gegenüber der EU für Österreich einen "Britenrabbat" heraushandeln. Dazu müsse man sich "auf die Hinterfüße stellen". Österreich könne sich die Zahlungen in der aktuellen Höhe nicht leisten.
Klimawandel: Spindelegger will die CO2-Ausstöße um zwanzig Prozent kürzen, für zwanzig Prozent mehr Energieeffizienz sorgen und zwanzig Prozent mehr erneuerbare Energie erzeugen - also genau die 2020er Ziele des EU-Klimastrategie. Gerade bei der erneuerbaren Energie sieht der VP-Chef gute Chancen.
Strache will die Klimawandeldebatte "ehrlich" führen und die "unsinnigen Regelungen des Kyoto-Protokolls" ersatzlos streichen. Diese seien "Augenauswischerei" und würden nur zur Abwanderung der Industrie führen. Auch der FP-Chef sieht beim Ausbau der erneuerbaren Energien großes Potenzial.
Einwanderung: Der mangelnde Erfolg der Rot-weiß-rot-Card ist für Vizekanzler Spindelegger kein Beweis für ein Scheitern der Massnahme, sondern dafür, dass man vielleicht die Attraktivität Österreichs überschätzt habe. Wer allerdings die Voraussetzungen erfüllt - sei es Schlüsselarbeitskraft oder Asylwerber - der ist für Spindelegger auch herzlich willkommen.
Für Strache sind Anstand und Charakter keine Frage der Herkunft, allerdings will die FPÖ keinen Import von kriminellen Einwanderern. An seine Aussagen, die Rot-weiß-rot-Card wäre eine "Afrika-Card", die dem Zuzug in das heimische Sozialsystem dienen würde, will er sich nicht mehr erinnern. Für den FP-Chef soll Österreich kein Einwanderungsland werden.
Arbeitslose: Michael Spindelegger wirft Heinz-Christian Strache vor mit der Öffnung des heimischen Arbeitsmarktes für osteuropäische Arbeitskräfte Panikmache betrieben zu haben, angesichts dieser Taktik sei er "fassungslos". Strache bestreitet, dass seine Zahlen zu hoch gegriffen waren und sieht sich durch die aktuellen Entwicklungen bestätigt.
Pensionen: Michael Spindelegger verteidigt die von Schwarz-Blau initiierte Eigenvorsorge als Ergänzung zu staatlicehr und betrieblicher Pensionsvorsorge. Allerdings müssten von Politik und Versicherungen neue Konzepte überlegt werden. Für den VP-Chef gilt es in der nächsten Legislaturperiode, Massnahmen zu treffen, damit die staatliche Pension auch in Zukunft garantiert ist. Dazu gelte es vor allem, Privilegien zu beseitigen - diese ortet Spindelegger vor allem bei den ÖBB und in Wien - und das faktische Pensionsalter zu heben.
Heinz-Christian Strache erklärt sich zum Kämpfer gegen die "Verschüsselung" und sieht sich selbst als einen der Verlierer der Eigenvorsorge. Für ihn sind 45 Arbeitsjahre genug, vor einer Angleichung der Pensionsregelungen von Männern und Frauen will der FPÖ-Chef erst die Ungerechtigkeiten zwischen Männern und Frauen beseitigen. Zudem will Strache vermehrt ältere (österreichische) Arbeitnehmer in Lohn und Brot sehen, als junge Arbeiter aus dem EU-Ausland.
Eine Anhebung des gesetzlichen Pensinosalters schließen beide aus.
Und da ist es schon als erstes Thema: Christentum und Tradition.
Strache weicht aus und holt zu einem Rundumschlag gegen die unsoziale ÖVP aus: Gebühren, Steuerbelastungen etc. Spindelegger verweist auf seine eigene christliche Prägung und die seiner Partei, in der man christliche Werte lebe.
Nach dem Freundschaftsspiel zwischen Werner Faymann und Eva Glawischnig herrscht im Studio regelrechte Länderspielstimmung. Unter lautem Gejohle wird FP-Chef Strache begrüßt, deutlich verhaltener der Jubel beim Vizekanzler. Und schon im Einspieler taucht einThema auf, das uns wohl noch einmal begegnen wird. Der katholische Strache.
Während die Parteichefs von Schwarz und Blau noch in den Startlöchern scharren, haben wir schon mit den KURIER-Experten Wolfgang Bachmayer und Gerald Groß über die Vorzeichen des Duells Spindelegger - Strache gesprochen:
Er hat sich im Fernsehen schon mit Eva Glawischnig gemessen, das ja. „Aber streng genommen“, sagt OGM-Chef Wolfgang Bachmayer, „ging der TV-Wahlkampf für Heinz-Christian Strache erst am Montag mit dem Duell gegen ÖVP-Chef Michael Spindelegger los.“ Warum das? Grün und Blau sind im Wahlkampf die Antipoden, sie haben keine gemeinsamen Sympathisanten, es genügt, wenn man auf Bühnen und im Fernsehen die eigene Wähler bedient.
Völlig anders ist die Sache für Strache bei Spindelegger. „Hier gibt es mehr zu gewinnen und zu verlieren“, sagt Bachmayer. „Der ÖVP-Chef führt einen Wirtschaftswahlkampf und für Strache geht es darum, Spindeleggers Glaubwürdigkeit zu torpedieren und ihn in eines seiner Kern-Themen hinüberzuziehen – etwa in die EU-Thematik.“
Auf eine allfällige Liaison, sprich eine Regierung mit schwarz-blauer Beteiligung, müssen die beiden nicht sonderlich Rücksicht nehmen. „Wir wissen aus der Demoskopie, dass die Koalition ÖVP-FPÖ-Stronach die am wenigsten beliebte bei den Wählern ist.“ Dem nicht genug, ist das persönliche Verhältnis zwischen Spindelegger und Strache unterkühlt – Vertraute bezweifeln, dass die beiden je in eine Koalition eintreten würden.
Für Mediencoach Gerald Groß ist Straches Auftritt gegen Spindelegger insofern bedeutsam, als er Hinweise auf den Stil des Blauen offenbart: „Bisher gab sich Strache zurückhaltend. Das hat die Sache für seine Gegner nicht leichter gemacht.“ Spindelegger warnt Groß vor zu viel Emotion: „Schon gegen Stronach und Bucher hat der ÖVP-Chef aufgedreht. Aber er sollte nicht dicker auftragen, denn er ist an der Grenze der Authentizität. Besser wäre: Souveränität zeigen.“
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