Klimaforscher privat: Wie sie im Alltag CO2 sparen
Am Sonntag hat die Weltklimakonferenz in Glasgow begonnen. Wir haben uns bei Klima-Wissenschafterinnen und -wissenschaftern erkundigt, welche Tipps und Tricks sie haben, um die Umwelt so wenig wie möglich zu belasten.
"Wie viel von dem Zeug brauche ich wirklich?"
Prof. Birgit Bednar-Friedl ist Umweltökonomin an der Uni Graz und koordinierende Leitautorin des Sachstandsberichts des Weltklimarates. Ihr Tipp: Bewusst einkaufen.
"Es gibt ein paar Bereiche, die kaum wehtun: Etwa darüber nachdenken, wie viel Zeug man eigentlich hat. Und was man davon wirklich braucht. Das betrifft elektronische Geräte, den eigenen Fuhrpark, die Kleidung, die Menge an Lebensmittel, die man jede Woche einkauft und glaubt zu brauchen.
Im Covid-Jahr 2020 haben wir bemerkt: Wenn unser Bewegungsradius kleiner wird, kann das auch ein Geschenk sein, nicht nur, weil ich mit meinem Fahrradanhänger auf einer vierspurigen Autostraße alleine fahren konnte. Auch die Einschränkung bei Urlaubsreisen hat dazu geführt, dass es zwar weniger war, dafür aber intensiver genossen werden konnte.
Nachhaltige Mobilität, gerade im Berufsleben, ist wichtig, auch wenn es ein Mehraufwand ist. Ich überlege mir aber inzwischen genau, welche Anreise sich lohnt. Ich bin keine Vegetarierin, versuche aber nachhaltig zu konsumieren, auch wenn ich das nicht immer schaffe. Zu IPCC-Treffen etwa in Lima würde ich aber fliegen, und nicht mit dem Boot fahren."
"Ich trinke jetzt auch keinen Kaffee mehr"
Prof. Sigrid Stagl ist ökologische Ökonomin und forscht am Department für Sozioökonomie an der WU Wien. Ihr Hinweis: Kräutertee statt Kaffee.
"Die wichtigsten Hebel sind die großen Themen Mobilität, Ernährung, Wohnen. Ich habe das Glück, dass ich als Vegetarierin geboren wurde, was nicht einfach war, wenn man auf einem Bauernhof aufwächst. Aber mir tut das gut, und ich mag es so lieber.
Inzwischen bin ich durch meine Tochter auch vegan, also keine Milch und keine Milchprodukte. Mit Hafermilch geht’s nämlich auch. Und zuletzt habe ich mir auch den Kaffee abgewöhnt, der hat einen großen ökologischen Fußabdruck, und Kräutertee schmeckt auch herrlich.
Daheim gelingt ein nachhaltiges Leben, weil wir eine PV-Anlage auf dem Dach haben und eine Wasserwärmepumpe. Wir haben kein Auto, aber über die Großfamilie notfalls Zugriff auf ein Auto. Und wir reisen viel per Zug. Das dauert länger, ist aber eine viel zivilisierte Art."
"Reformen lautstark von der Politik einfordern"
Dr. Isabella Uhl-Hädicke forscht und lehrt an der Universität Salzburg im Bereich Umweltpsychologie. Ihr Rat: Energie sparen.
"Ich schaue auf meinen Energieverbrauch im Haushalt, das ist ein großer Hebel im Umgang mit der Klimakrise. Also umrüsten auf LED-Lampen, ich schaue generell, dass ich Geräte nur anstecke, wenn ich sie benutze, und ich achte beim Kauf neuer Geräte auf den Stromverbrauch.
Wichtig ist auch, woher man seinen Strom bezieht. Ich habe zu einem Ökostromanbieter gewechselt. PV-Anlage war für mich als Mieterin bisher nicht möglich, wäre aber eine tolle Möglichkeit. Leider habe ich eine Gasheizung, dafür einen Ökogas-Anbieter.
Für einen klimafreundlichen Lebensstil ist es wichtig, sich generell Gedanken darüber zu machen, wo und wie man wohnen will, und ob man das so gestalten kann, dass es vom Raumverbrauch und der Mobilität klimafreundlich ist. Denn dieser Aspekt lässt sich im Nachhinein nur schwer verändern. Und ich besitze kein Auto, fahre mit Öffis und gehe viel zu Fuß.
Eine der klimafreundlichsten Handlungen ist es, seine Stimme hörbar zu machen und von der Politik Handlungen einzufordern, bei Wahlen oder durch Unterstützung von Volksbegehren."
"Wichtig ist, welche Partei ich wähle"
Dr. Andrea Höltl ist Expertin für Nachhaltigkeit an der Donau Universität Krems. Ihr Tipp: Nachhaltig leben.
"Zuerst stellt sich die Frage, was ich als Person tun kann und was die Politik? Alleine kann ich das Ruder ja nicht herumreißen, da muss die Politik die richtigen Rahmenbedingungen schaffen. Jetzt werden zwar keine Ölheizungen mehr subventioniert, aber zum Beispiel in der Landwirtschaft gibt es nach wie vor klima- und umweltschädigende Förderungen.
Der Autoverkehr wird noch immer begünstigt. Da ist das Klimaticket ein toller erster Schritt, ich habe schon eines. Wichtig ist auch, welche Partei ich wähle, ich schaue mir deren Programme an und beurteile, was uns in Richtung Klimaneutralität weiterbringt.
Ich esse weder Fleisch noch Fisch, Ernährung ist ein großer Hebel. Ich habe eine Solaranlage und eine Fotovoltaikanlage und konnte die Gasheizung auf eine Wärmepumpe umrüsten. Und ich kaufe überwiegend regional, saisonal und bio ein."
"Kein Alu oder Einweg – und Bahnfahren"
Prof. Andrea K. Steiner leitet das Wegener Center für Klima und Globalen Wandel an der Universität Graz und forscht zur Klimakrise. Ihr Tipp: Reparieren.
"Beim Konsum kaufe ich regionale Produkte und achte zum Beispiel darauf, keine Aludosen oder Einwegflaschen zu kaufen. Aludosen brauchen in der Herstellung eine Menge Energie und verursachen damit viel Kohlendioxid.
Ich versuche, auf Langlebigkeit und Nachhaltigkeit bei Produkten und auch bei Kleidung zu achten, ich schaue, ob man etwas reparieren kann, wenn es kaputt ist.
Beim Wohnen habe ich selbst professionelle Beratung in Anspruch genommen wegen einer Heizungsumstellung auf Pelletsheizung in Kombination mit Solarenergie, da macht das Land Steiermark eine tolle Umweltberatung. Und ich versuche achtsam zu sein, Energie zu sparen und effiziente E-Geräte zu verwenden, oder ganz einfach Standbygeräte mit einer Steckerleiste auszuschalten.
Ich brauche auch sicher nicht jedes Jahr ein neues Handy. Bei der Mobilität hat uns Covid gelehrt, dass man sehr viele Besprechungen und Konferenzen auch online machen kann. In Europa reise ich wann immer möglich mit der Bahn."
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